Robin Swift, ein Waisenjunge chinesischer Herkunft, wird im 19. Jahrhundert nach England gebracht, um in Oxfords Übersetzerinstitut Babel ausgebildet zu werden. Dieses ist die Quelle einer besonderen Form von Magie, die auf der Kraft von Sprache basiert sogenannte Silberarbeit. Doch Robin erkennt bald, dass das akademische Paradies nicht frei ist von Macht, Kolonialismus und Gewalt.
Wir erleben die Ereignisse hauptsächlich aus Robins Perspektive. Er befindet sich stets in einem inneren Konflikt: er fühlt sich als Fremder in einer Welt, die ihn duldet, aber nie ganz annimmt. Doch darf man sich die Veränderung eines Systems wünschen, obwohl man selbst Teil davon ist und davon profitiert?
Zusätzlich bekommt jede:r seiner Freund:innen ein eigenes Kapitel, durch das wir sie näher kennenlernen, ihre Vergangenheit und ihre Beweggründe besser verstehen. Im Prinzip mochte ich die Dynamik zwischen ihnen, aber irgendwie gibt es untereinander auch immer wieder Ungereimtheiten, die ihre Freundschaft auf die Probe stellen.
Das Thema Sprache, deren Bedeutung, Einfluss, Herkunft und Entwicklung sowie Übersetzungen nehmen einen unheimlich großen Teil der Geschichte ein. Ich finde das alles zwar sehr interessant, aber durch zahlreiche Fußnoten, historische Bezüge und sprachtheoretische Überlegungen auch ziemlich anspruchsvoll. Außerdem sorgen diese Ausführungen dafür, dass alles eher langatmig wirkt.
Zum Glück nimmt das Buch im letzten Drittel ein bisschen Fahrt auf, da wird es dann teilweise sogar ganz schön heftig. Dennoch hat es für mich definitiv zu viele Längen, da hätte man echt einiges komprimieren können. Ich bin froh das Hörbuch gehört zu haben, das macht es meiner Meinung nach einfacher allem zu folgen.
Besonders aufgeregt haben mich der Rassismus, die Stellung der Frauen, das Ungleichgewicht der Gesellschaft, die Ausbeutung von Minderheiten und die damit einhergehenden Ungerechtigkeiten. Somit ist Babel kein Wohlfühlbuch es ist ein wütendes Manifest über Sprache als Machtinstrument und ein Dark-Academia-Roman, der Magie, Kolonialkritik und Sprachwissenschaft geschickt vereint.