Henrike Engel hat ihre neue Buchserie Elbnächte mit dem Band Die Lichter von St.Pauli eröffnet. Der Hamburg-Roman spielt kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs und erzählt von drei Personen, die sich in ihrem Leben neu aufstellen müssen.
Da ist zuerst einmal Louise, die in Hamburg völlig mittellos strandet und feststellen muss, dass ihr Leben in den letzten Monaten eine einzige Lüge war. Ihr Mann ist ein Hochstapler und in keinster Weise der wohlhabende Gentleman, der er vorgibt zu sein. Er ist ein Betrüger und Spieler, der Louise nur benutzt hat und darüber hinaus auch dafür gesorgt hat, dass ihre Familie mit ihr gebrochen hat.
Ella hingegen hat in Lemberg als Prostituierte gearbeitet und wurde quasi von ihren bettelarmen Eltern verkauft, weil sie ihre Kinder nicht ernähren können.
Es gelingt ihr zu fliehen und sie landet zufällig in Hamburg, wo sie In einer billigen Unterkunft auf Louise trifft.
Und da ist schließlich noch Paul, der ehemalige Polizist, der im Dienst einen Arm verloren hat und deshalb auf eigenen Wunsch aus dem Dienst ausscheidet. Er kommt mit seinen neuen Lebensumständen nicht zurecht und droht an seiner Verzweiflung zu zerbrechen. Einzig seine Rachegedanken halten ihn am Leben.
Louise, Ella und Paul lernen sich in düsteren Lebenssituationen kennen. Die beiden Frauen freunden sich schnell an und schaffen es, ihr Leben zum Besseren zu wenden. Dabei ist es zunächst Ella, die durch ihre Tatkraft und durch ihr sonniges Gemüt Louise mitreißt und ihr neue Perspektiven aufzeigt. Aber auch Paul, der sich zur herzlichen Ella hingezogen fühlt, versucht wieder Sinn in seinem Leben zu sehen. Eine für ihn ungeheuerliche Entdeckung, die er bei der Verfolgung seines Erzfeindes macht, trägt dazu bei.
Mir hat der erste Teil der Hamburg-Serie wirklich sehr gut gefallen. Das liegt vor allem darin begründet, dass mir die beiden weiblichen Protagonistinnen in ihrer Gegensätzlichkeit so sympathisch waren.
Der historische Roman hat aber auch immer wieder spannende Momente, die dazu führen, dass die Geschichte nicht langweilig wird.
Die Atmosphäre Hamburgs kurz vor dem ersten Weltkrieg finde ich überzeugend geschildert und den Zeitgeist gut getroffen.
Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe und bin gespannt, wie es mit Louise, Ella und Paul in St. Pauli weitergeht.
Ich bin ein Fan von realistischen Coverbildern und mag deshalb die Umschlaggestaltung auch sehr.