"Nur der Körper der jungen Frau, sorgsam abgelegt, mit ordentlich drapierten Kleidern, wirkte, als gehöre er nicht an diesen Ort, schien fehl am Platz auf dieser Bühne blühenden Lebens."
Um vergangene Taten wieder auszubügeln, wird die Teenagerin Mae zu ihren Großeltern nach Tallahawney geschickt, ein kleiner Ort in den amerikanischen Südstaaten. Schnell findet sie mit ihrer Freundin aus Kindheitstagen Shirley Anschluss und besucht gemeinsam mit dieser schon bald die erste Party. Doch nach der Party hört nie wieder jemand etwas von Shirley - bis sie eines Tages im tiefen, düsteren Sumpf leblos aufgefunden wird. Als die Polizei Shirley Tod als Unfall abstempelt, kämpft Mae weiter für ihre Freundin und stellt Ermittlungen an, bis sie immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Intrigen gerät. Denn in der Kleinstadt hat jeder Bewohner sein ganz eigenes Geheimnis...
Ich habe bisher noch keinen Roman der Autorin Kira Licht gelesen, habe aber unheimlich viel Gutes über sie gehört, sodass ich umso neugieriger auf diesen ersten Suspense-Roman Lichts gewesen bin. Und bereits der Prolog von "Beauty must die" ließ mich ahnen, wie die ganzen positiven Kritiken zustande kommen: Kira Licht schreibt unheimlich atmosphärisch, lässt die Tiefen des Sumpfs Tallahawneys geradezu poetisch erleuchten und schafft es gleichzeitig, auch eine typische Kleinstadt zum Leben zu erwecken. Ich habe mich während zahlreicher Passagen gefühlt, als würde ich einen kleinen Trip in die Südstaaten wagen, so greifbar war der beschriebene Flair.
Auch die Handlung selbst konnte mich überzeugen. Ich mochte es sehr gerne, wie Shirley zu Beginn ein wenig Raum zugesprochen wird, um sie als Figur kennenzulernen und ja, auch ein wenig ins Herz zu schließen, und dennoch nicht lange um den heißen Brei herumgeredet wird. Schnell wird klar, was mit ihr geschehen ist, und ebenso schnell hat Mae die ersten Verdächtigen auf dem Schirm. Hier fand ich es besonders toll gemacht, wie man als Leser nie so recht weiß, was einen im nächsten Kapitel erwartet, weil sich die Hinweise immer wieder auf unterschiedliche Figuren verdichten. Man ist praktisch über die gesamte Länge des Buches hinweg unsicher darüber, wem nun wirklich zu trauen ist. Dabei sind die einzelnen Verdächtigen und deren mögliche Motive genial konzipiert. Jede einzelne Spur macht Sinn und verfügt über den notwendigen Tiefgang, um realistisch und authentisch wirken zu können.
Umso enttäuschter war ich dann leider über die schlussendliche Auflösung. Denn ich hatte den wahren Täter so gar nicht auf dem Schirm - im negativen Sinne. Ich fand das Ende enorm überraschend und habe mich fast ein bisschen überrumpelt gefühlt. Gerne hätte ich hier im Laufe des Buches zumindest ein paar mehr Hinweise oder Indizien zu dem Täter erfahren. So baute das ganze tolle Konstrukt zu den vielen Verdächtigen leider zu hohe Erwartungen auf und verlief sich letztendlich ein wenig.
Nichtsdestotrotz würde ich das Buch allein der tollen Atmosphäre wegen jederzeit wieder lesen. Wer Lust auf gute Suspense und eine Reise in eine Kleinstadt Amerikas hat, wird hier sicherlich auch auf seine Kosten kommen.
4/5 Sterne