Meinung:
Erster Satz: Die Gans hing an den Füßen von einem tiefen Ast und blutete in einen Eimer aus.
Das Cover gefällt mir sehr gut, es sieht magisch aus und passt dadurch auch zum Inhalt. Außerdem finden sich Gegestände aus den Novellen aus dem Cover wieder, wie etwa der Apfel, Dornen, der Spiegel oder die Schwerter.
Der Schreibstil der Autorin war sehr gut und einfach zu lesen, ich kam wirklich schnell voran. Die Grundstimmung von Märchen wurde besonders in Apples dipped in gold gut eingefangen und zwischendurch hat es sich wie ein Märchen gelesen. Das hat alles wirklich gut gepasst. Geschrieben sind beide Novellen in der Ich-Perspektive, wobei es verschiedene POVs gibt.
Beide Novellen sind Märchenadaptionen von Grimmschen bzw. Hans Christian Andersens Märchen. Es gibt einige magische Elemente und es werden verschiedene Märchen zusammengeworfen. Die Mischung hat für mich wirklich gut gepasst und ich habe mich sehr auf beide Novellen gefreut.
In Mountains made of glass lernen wir Casamir und Gesela kennen. Casamir wirkte zuerst wie ein wandelndes Red Flag, weil er Gesela schlecht behandelt und auch sehr aufbrausend ist. Das hat sich bis zum Ende nicht geändert, allerdings scheint hin und wieder eine Seite an ihn durch, die man fast als nett bezeichnen könnte. Gesela fand ich in Ordnung, mir ging es ein bisschen zu schnell, dass sie sich sofort von ihrem Entführer angezogen fühlt, aber wenigstens hat sie ihren Kopf eingesetzt und versucht den Fluch zu brechen um zu fliehen.
In Apples dipped in gold geht es um Samara und Lore. Lore ist das komplette Gegenteil von Casamir, er beschützt Samara, ist nett und hilft ihr immer wieder. Er ist ein sehr guter Kerl und ich mochte ihn ab dem ersten Moment an. Samara kam mir etwas einfälltig vor, was kein Wunder ist, denn sie kannte nur ihre Brüder und deren Grausamkeit. Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft war ihr eher fremd. Mit der Zeit wird sie aber immer selbstbewusster und ich fand ihre Wandlung wirklich gut gemacht.
Mountains made of glass hat mir insgesamt besser gefallen. Es ist keine wirkliche Märchengeschichte, denn Casamir und Gesela quellen vor Lust aufeinander fast über und das merkt man auch. Dennoch hat mich die Geschichte wirklich gut unterhalten. Es gibt ein paar unschöne Momente, die auch sehr düster sind, aber das haben Märchen eben so an sich. Generell beobachtet man die beiden aber dabei, wie sie sich näher kommen und immer mehr voneinander wollen. Dass sich das alles innerhalb von sieben Tagen abspielt muss man einfach ignorieren. Niemand kann sich in sieben Tagen in seinen Entführer verlieben, wenn sie zwei Tage lang noch dazu fast nichts miteinander zu tun haben.
Die Geschichte rund um die beiden war aber gut, Casamir ist verflucht und Gesela wird gegen ihren Willen zu ihm gebracht. Er verlangt von ihr den Fluch zu brechen und schon haben wir die Ausgangssituation. Die Sexszenen fand ich dabei gelungen, sie lasen sich gut und auch wenn es nicht immer zur Geschichte passte, so habe ich sie gern gelesen. Besonders schön fand ich aber die tierischen Begleiter und anderen Fabelwesen in dem Band. Das war abwechslungsreich und hat der Handlung gut getan. Am Ende ging alles ein bisschen schnell, aber das haben Märchen eben so an sich.
Apples dipped in gold las sich dann wie aus einer ganz anderen Welt. Es gab weniger Lust, weniger Sex und weniger Gewalt, also das genaue Gegenteil von MMOG. Samara hat es schwer im Leben, zuerst liest man davon, wie sie lebt und wie schlecht sie ihre Brüder behandeln. Das ist keine leichte Kost und auch der Rest der Geschichte geht in diese Richtung. Lore und Samara kennen sich schon, nur hat man da als Leser Gefühl, etwas verpasst zu haben, denn es gibt eine Vorgeschichte von ihnen, die nie erwähnt wird und man muss sich das aus dem Kontext zusammenreimen. So fehlte ein wesentlicher Teil ihrer Beziehung, was das Nachvollziehen schwer gemacht hat.
Allgemein ist diese Novelle eher ruhig und baut auf den Charakteren auf. Zwischendurch fand ich sie fast schon langweilig. Dann gab es aber auch wieder sehr gut Stellen und Wesen, wie etwa den Fuchs oder die Hexe, da hing ich wirklich in der Geschichte fest und wollte unbedingt weiterlesen. Die Liebesgeschichte ist hier hingegen wirklich gut gemacht und hat auch Zeit sich zu entfalten, was auch an ihrer gemeinsamen Vorgeschichte liegt. Als Leser kann man die Gefühle besser nachvollziehen und man hat auch das Gefühl, dass sie sich wirklich mögen.
Das Ende war dann spannend und gut geschrieben, ich habe durchgehend mitgefiebert, weil Märchen nicht immer gut ausgehen. Ich freue mich schon auf die Geschichten der nächsten Brüder.
Fazit:
Die beiden Novellen könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich verstehe, wieso man ADIG lieber mag, denn es fühlt sich nach mehr an, als einfach nur nach Lust. Aber ich persönlich las MMOG lieber, da die Geschwindigkeit dort für mich gut gepasst hat und mich die Novelle gut unterhalten konnte. Ich vergebe für das gesamte Buch 4 Sterne.