Rebel of the Light verbindet Romantik und Humor mit der harschen Realität und Alltagskämpfen. Erzählt von Selbstfindung- und zweifeln, von Loslassen und Ängsten, von tiefen Narben und der Frage »Was wäre, wenn « wenn man endlich liebt, wagt, lebt sich einmal selbst an erster Stelle sieht.
Karla Eklund gibt in ihrem neuen Roman leider wahre Einblicke in zwei Berufsfelder, die für die Funktion der Gesellschaft unerlässlich sind, zeigt den Druck, die Vorurteile. Auch spielt die Autorin mit dem allgemein akzeptierten Bild des Mannes denn August Konz ist der Korrekte, der Sensible. Der, der auch mal weint, errötet und um Worte tanzt. Als Joe in sein Leben, in seine sterile Katalogwohnung tritt, bringt sie Chaos. Das bestmögliche Chaos. Außen und innen. Wirbelt Gefühle auf, fängt Gedanken ein. Doch das Leben hat schon zu oft gezeigt, wie unbeständig es ist und wie fragil Sicherheit, wie leicht ein Herz zu brechen.
Für ihre Clique war Joe einst die Unerschrockene, die Laute und Wilde. Und für Kai schon immer die eine. Selbstverständlich. Ein Hafen, der ihn auffängt, wenn sein Schiff untergeht. Doch Johanna Ziegler hat sich verändert, will mehr als in Jugendjahren schwelgen, Bier benebelt mittendrin sein und Parolen grölen. Mit August fühlt sie sich endlich richtig, angekommen, dabei ist sie Feuer, wo er Wasser ist. Aber kann er gegen harte Resignation, wellenartige Traurigkeit und fälschlich gezischte Nicht gut genugs ankommen? Gegen ein kindliches Versprechen, dessen Verantwortung noch immer schwelt?
Als die Welten der punkigen Krankenpflegerin und jene des überkorrekten Wachtmeisters kollidieren, leidenschaftliche Überzeugungen und strikte Prinzipien aufeinander treffen, verändert sich für die ungleichen Mittzwanziger alles doch der Alltagswahnsinn, Risiken und verankerte Verhaltensweisen, Glaubenssätze und Gewohnheiten lassen sich nicht so einfach abschütteln egal, wie beharrlich die Schmetterlinge fliegen
Mit Sanftheit, Feingefühl und Poesie führt uns die Autorin in und durch eine emotionale Geschichte, in der weder überbordender Kitsch noch dramatische Übertreibungen, dafür eine Menge Wahrheiten und People-Pleaser zu finden sind, solche, die sich selbst vergessen haben, von Erwartungen und der Monotonie verschluckt, von Sorgen erdrückt werden. Wir lernen Johanna und August kennen, bekommen Einblicke in Vergangenes, in Pflicht und falsche Schuld. Es war bewegend, unter Joes Schichten zu dringen, ihre Zweifel zu fassen. Mehrfach überkam mich der Drang, diese starke Person in den Arm zu nehmen, sie den Klauen einer toxischen Freundschaft zu entreißen und mitten hinein in August Arme zu schubsen.
Aufregung und kribbelige Vorfreude begleiten die sich intensivierende Verbindung, das oft überraschende, unbeholfene Kennenlernen. Weder der Gesetzeshüter noch das Punk-Girl waren glatt und fehlerfrei, ganz im Gegenteil. Karla zeichnete sie mit Ecken und Kurven, gab ihnen zu gute Herzen, verlorene Träume und leise bröckelnde Mauern. Dies sorgte dafür, dass es leicht war, zu verstehen, sich selbst in Angst und Gedanken wiederzufinden. Die verschiedenen Nebenfiguren, diverse Konflikte und Probleme waren perfekt dosiert und das Dresdner Setting mit etlichen Details inszeniert.
Eklund reißt gesellschaftliche und politische Missstände an, erzählt von Trauma, Gewalt und Veränderungen, von Wachstum, und kreist dabei eine intensive Slow-Burn-Liebe ein, eine, die nah geht. Obgleich Wehmut und Melancholie, Fluchtdrang und Lebensangst allgegenwärtig sind, eine sich anbahnende Bedrohung zwischen den Zeilen schwelt, eine unberechenbare Konstante, Herzschmerz und Traurigkeit, hält Rebel of the Light auch Witz, spritzige Dialoge und Wohlfühlaugenblicke bereit. Verströmt Wärme. Momente, die aufatmen und seufzen, gar lächeln lassen.
Ein Roman, der nachklingt und sich festsetzt.