Die Begeisterung, die Romy Hausmanns Thrillerdebüt Liebes Kind" bei mir auslöste, vermochte Himmelerdenblau" nicht zu erreichen. Was mir am meisten fehlte, war leider die kontinuierliche Spannung. Den teilweise überbordenden Hype um dieses neue Buch teile ich nicht.
Bis ich mich in diese Geschichte so richtig einfinden konnte, dauerte es ziemlich lang. Es gab viele Hemmnisse, zu viele Nebenschauplätze, die sich am Ende für mein Verständnis als überflüssig erwiesen. Auch die Podcast-Szenen fand ich entbehrlich.
Aus wechselnden Perspektiven erfahren wir, wie erneut zu der vor 20 Jahren spurlos verschwundenen Julie intensive Nachforschungen betrieben werden. Die junge Podcasterin Liv Keller nimmt den Fall wieder auf und gewinnt Julies Vater Theo für das Vorhaben, bevor er durch die fortschreitende Demenz sein Gedächtnis vollends verliert. Die jüngere Tochter Sophia zeigt wenig Begeisterung für das Vorhaben
Der Fokus liegt mehr auf dem Verschwinden des Vaters in seiner Demenz als auf dem Vermisstenfall der Tochter, der oft im Hintergrund verschwindet und zu verblassen droht. Die eindringliche Schilderung des Verlaufs der Krankheit berührt und macht betroffen. Die Erkrankung führt die Autorin sehr eindrucksvoll aus. Sie bringt das Vergessen, die langsame Auflösung der Persönlichkeit, die schrägen bzw. falschen Wörter, die Wortfindungsstörungen, kurz die allgemeine Hilflosigkeit sehr gut in dem kleingeschriebenen Text sowie in den Aktionen zum Ausdruck.
Ich nenne diesen Roman nicht Thriller, sondern eine tragische Geschichte, die viele Menschen ins Unglück stürzt. Falsche Entscheidungen ziehen ungeahnte Konsequenzen nach sich und beeinflussen mehrere Leben negativ. Die meisten der Protagonisten blieben mir fremd, da sie auch sehr unschöne Charaktereigenschaften offenbarten. Für Julies Exfreund Daniel allerdings empfand ich Mitgefühl.
Im gesamten Kontext betrachtet und beim nochmaligen Lesen einiger Sachverhalte, bspw. die Rolle Laras, schätze ich ein, dass das Buch gut durchdacht und nachvollziehbar erzählt wurde. Indes gab es für mich einige Längen und es hätte auf einiges verzichtet werden können.
Das verschwommene blaue Cover und der romantische Titel sind gut gewählt und passen hervorragend zu der Geschichte.
Soweit meine Beurteilung! Trotz der Kritikpunkte gebe ich meine Lese- und Kaufempfehlung. Ich ziehe einen Stern ab und bewerte mit vier von fünf Punkten.