Die Chemie des Verbrechens von Sabine Weiss ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe der Autorin.
Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt im Jahr 2025 mit Rückblenden zu den Vorkommnissen im Jahr 2007 in Norddeutschland, vorwiegend in Hamburg. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben.
Ruben Rickleffs führt ein Unternehmen, das sich mit Ahnenforschung befasst. Als Grundlage dient jeweils die DNA der Menschen. Auch er hat seine DNA in die Datenbank eingespielt. Vor 18 Jahren wurde die Schülerin Ute P in Kirchwerder ermordet. Die Tat konnte nie aufgeklärt werden. Als die Eltern des Mädchens von dieser Datenbank erfahren, lassen sie einen Schal untersuchen, den sie all die Jahre aufbewahrt hatten und den Ute trug, als sie getötet wurde, und der DNA-Spuren des Täters an sich hat, und geben vor, Verwandte zu suchen. Die Untersuchung ergibt eine Übereinstimmung mit Rubens DNA. Für die Polizei ist dies ein eindeutiger Beweis seiner Schuld. Er kommt in Untersuchungshaft.
Die junge Strafverteidigerin May Barven ist promovierte DNA-Forsensikerin. Durch ihr Fachwissen ist sie die Einzige, die Ruben Rickleffs helfen kann. Doch ihre Argumente, mit denen sie diese Eindeutigkeit der Schuld abstreitet, genügen nicht. Sie ist überzeugt, dass es einen weiteren Menschen geben muss, auf den dieselben DNA-Merkmale zutreffen.
Die Suche nach diesem Mr. X erweist sich als eine überaus packende Reise, bei der viel Wissenswertes über die Zuverlässigkeit von DNA-Spuren vermittelt wird, voll überraschender Wendungen und unerwarteter Enthüllungen. Einerseits gestalten die Perspektiven- und Ortswechsel die Handlung abwechslungsreich und offenbaren auch die Sicht des Umfeldes sowohl des Mordopfers als auch des Beschuldigten, andererseits vermitteln die Rückblenden auf jene Nacht, als ein paar Jugendliche einem Mitschüler eigentlich nur einen Streich spielen wollten, sukzessive, was noch alles geschah und wer involviert war. Die Spannung steigert sich, je mehr Informationen durch Mays und Tareks unermüdliche Recherchen ans Tageslicht kommen. Es bietet sich auch reichlich Möglichkeit zum Miträtseln. Erst nach einem dramatischen Finale ist der Fall geklärt, der Täter ermittelt.
Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren sind lebendig und mit markanten Wesenszügen gezeichnet. Das jeweilige Charakterbild wird durch Einblicke in den Alltag der Personen abgerundet, beruflich wie privat. Insbesondere May und der Privatdetektiv Tarek sind Menschen mit Ecken und Kanten, die über Stärken und Schwächen verfügen und Emotionen zeigen. May und Tarek, beide eher Einzelkämpfer, müssen sich erst zusammenraufen, arbeiten jedoch letztlich gut zusammen. Ob Rubens Erlebnisse und Gefühlsleben im Gefängnis oder die einschneidenden psychischen Folgen eines Mordfalls auf Utes Angehörige, Stimmungen und Emotionen sind exzellent eingefangen.
Ich fand die Thematik DNA faszinierend, der Fall war komplex, exzellent aufgebaut, packend und anschaulich geschildert. Der Roman macht eindeutig Lust auf weitere knifflige Fälle der jungen Strafverteidigerin. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und 5 Sterne.