Inhalt siehe Klappentext.
Der 3. Band von Anne Jacobs Dorfladen passt optisch zu den ersten beiden Teilen - bei diesem hier gefallen mir die Brombeeren besonders gut.
Wer die Vorgängerbände kennt, kann sich vermutlich an die Vielzahl an Namen erinnern, für Neueinsteiger wird es schwierig. Grundsätzlich finde ich es gerade bei dicken Büchern (immerhin sind es hier 607 Seiten), Mehrteilern oder generell, wenn viele Personen mitwirken, sinnvoll, wenn eine Personenübersicht vorhanden ist, um die Zuordnung, Verbindungen etc. zu erleichtern. So kann man schnell mal nachschlagen, wenn eine Lücke entstanden ist.
Ich war sehr schnell im Taunus angekommen, ein knappes Jahr nach Band 1 waren mir die Personen noch geläufig. Dabei habe ich festgestellt, ich habe tatsächlich nur Band 1 gehört, nicht Band 2 auch, wie zunächst gedacht. Den hänge ich im Anschluss dran.
Ich mag den Dialekt, die Formulierungen, die Anne Jacobs bei gewissen Personen bewusst anstelle hochdeutsch einsetzt (da will ich glatt das Hörbuch hören). Ich finde die Sprache und Sätze meist recht einfach gehalten, als ob jemand der Dorfbewohner seine eigene Geschichte erzählt, aber das macht den besonderen Charme dieser Dörfler aus (das ist nicht negativ oder abwertend gemeint, wenn die Bevölkerung Bauern sind). Man merkt, wie die Dorfbevölkerung zusammenhält, wenn jemand Hilfe braucht. Aber auch beim Kloppen sind sie alle gut mit dabei.
Man begleitet in diesem Band, der 1927 im Taunus spielt, Dorfladenbesitzerin Marthe mit ihren Töchtern Herta, Frieda und Ida, eine unterschiedlicher als die andere. Marthe sollte gelegentlich drüber nachdenken, wie sie mit ihren Töchtern umspringt, jede hat ihre Eigenarten, die sie einzigartig machen und nur weil sie nicht so spuren, wie Marthe es will, sind sie doch nicht schlecht. Jede geht ihren Weg, dieser ist nicht immer glatt, meist auch holprig, aber ist das Leben nicht genau so?
In Dingelbach weiß jeder genau über die anderen Bescheid, wer wann wo mit wem war und was getan wurde und diese Infos werden im Dorfladen breitgetreten und ausdiskutiert, am besten lautstark. Beim Lesen eine amüsante Vorstellung, als Betroffener sicher gar nicht lustig.
Ilse kämpft weiter um ihre Fabrik, zudem gegen ihren Bruder Josef, muss sich mit Gatte Richard um Söhnchen Robert und die Schwiegermutter in den USA arrangieren, keine leichten Aufgaben. Ida will zur Schule gehen, kann aber ihren Mund und Meinung nicht für sich be-/halten, heutzutage für ein Mädchen völlig normal, damals war das aufsässig, unverschämt (ok, sie übertreibt teilweise etwas), was ihr zum Nachteil wird. Frieda tritt in Bochum am Theater auf, weiß nicht, wer wann welche Fäden in der Hand hat und zieht, wenn sie es sich mit Personen verscherzt - auch hier geht es anders aus, als erhofft. Und Herta? Die träumt vor sich hin, von Sigi und einem angenehmen Leben auf Mutters Kosten - aber nicht mit Marthe.
So hat jeder Dorfbewohner sein Päckchen zu tragen, der Fortschritt zieht mit kleinen Schritte in Form des Telefonnetzes und ein paar wenigen Automobilen in Dingelbach ein, das immer ein bisschen verschlafen wirkt. Nicht jeder kann sich damit anfreunden. Eine auf den ersten Blick idyllische wirkende historische Dorf- und Familiengeschichte, fast in Mundart, aber keinesfalls immer harmonisch, es fliegen auch mal die Fetzen, leicht zu lesen, so könnte es früher wirklich gewesen sein. Ich wurde gut unterhalten, auch wenn ich zum Schluss über die ein oder andere Person gerne noch etwas mehr erfahren hätte, es bleiben Fragen zu deren Zukunft offen, und vergebe heute 4,5 bis 5 Sterne.