Gutes Buch macht mir beim Lesen die Knie weich hier war es eher die Vorstellung, wie die Finger an rauem Fels nach Halt suchen. Frei am Fels packt einen nicht, es wirft einen kurz raus und zieht einen dann wieder hoch, mit diesem besonderen Alex-Mix aus Bescheidenheit, Biss und leichtem Größenwahn, der aber nie arrogant wird.
Als Klettergeschichte funktioniert das Buch prima: Touren, Routen im 9er-Bereich, dieses permanente Tasten nach dem nächsten Griff das kommt echt rüber. Technische Exkurse sind sparsam, dafür gibts mehr Kopfkino: Tage mit Adrenalin, Nächte mit Grübeleien, das leise Rattern im Kopf, wenn ein Zug nicht sitzt. Ich habe gelacht, ich habe gegrübelt, und an einer Stelle sogar kurz die Luft angehalten, als er von seinem Scheitern bei Olympia erzählt. Das sitzt.
Was richtig gut tut: die Ehrlichkeit. Megos redet Klartext über Essstörung, über die Scham, über das Versagen. Keine Selbsterhöhung, kein heroisches Pathos das macht ihn nahbar. Und wenn er über Klimaschutz und Nachhaltigkeit spricht, merkt man: Da tickt einer, der nicht nur an den nächsten Gipfel denkt, sondern an die Welt, die er dabei hinterlässt. Respekt dafür.
Kritisch gesagt: Wer einen knallharten Trainingsplan oder detaillierte Technikmeisterklasse will, sucht hier vergebens. An manchen Stellen wünschte ich mir mehr Tiefe in der psychologischen Aufarbeitung das Thema hat mehr Ecken, die nur gestreift werden. Trotzdem wirkt das Buch nie unfertig, eher wie ein ehrliches Gespräch nach dem letzten Seilwurf.
Locker genug zum Durchlesen, ernst genug, um hängen zu bleiben. Vier Sterne, weils packt, weils ehrlich ist, und weil ein bisschen mehr innere Arbeit dem Buch noch gutgetan hätte. Aber hey wer will schon ein komplett durchgekautes Leben? Ein paar schroffe Kanten gehören dazu.