Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Latinistik - Literatur, Note: sehr gut, Universitä t Osnabrü ck (Literatur- und Sprachwissenschaften - Latein), Veranstaltung: Petron, Sprache: Deutsch, Abstract: Petrons Satyrica haben in der Forschung immer wieder die Frage aufgeworfen, zu welcher literarischen Gattung dieses Werk gehö rt. Schwierigkeiten der Einordnung ergeben sich aus dem Fehlen eines genau entsprechenden Werkes, der Tatsache, dass verschiedene literarische Gattungen in Frage kommen, und aus dem fragmentarischen Zustand der Satyrica.
Einen ersten Ansatz zur literarischen Einordnung lieferte E. Rohde:1 Er nahm die dichterischen Einlagen zur Grundlage und versuchte daraus den literarischen Charakter des Werkes zu erklä ren. Er sah in Petrons Werk aufgrund der Vermengung von Prosa und Versen eine menippeische Satire. Rohde betrachtete Petrons Satyrica als spezifisch lateinisches Literaturprodukt, unabhä ngig von der Entwicklung des griechischen Romans.
Einen entgegengesetzten Ansatz unternahm R. Heinze:2 Er nahm an, dass ein ernsthafter griechischer Liebesroman bereits vor Petron existierte (Rohde hingegen datierte die frü hesten griechischen Romane in das 2. Jh. n. Chr.). Heinze nahm zugleich an, dass auch ein parodistisches Gegenstü ck zum griechischen Liebesroman bereits vor Petron vorlag. Diese Parodie hä tte Petron aufgegriffen und in die Form der menippeischen Satire gebracht.
Fü r Heinzes Theorie sprechen Papyrusfunde (Fragmente des Ninos- und Charitonromans), die die Aussage bekrä ftigen, dass der griechische Roman Petron vorausgeht. Ob auch bereits eine Romanparodie vor Petron anzusetzen ist, ist zu fragen.
Mit diesen beiden Forschungsansä tzen sind die wesentlichen Erklä rungslinien fü r den literarischen Charakter der Satyrica benannt: Die erste erklä rt Petrons Werk aus der lateinischen Literatur (Satire), die zweite aus der griechischen Literatur (Roman).
Zwischen den Parametern Roman, (menippeischer) Satire und Parodie wird sich die Argumentation bezü glich der literarischen Einordnung bewegen, die mit Hilfe von Einordnungskriterien systematisiert wird.
Desweiteren sollen Beziehungen der Satyrica zu anderen literarischen Gattungen und Traditionen gesucht werden (komischer Roman, Epos, griechische Novelle, Mimus, Symposion-Literatur). Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Erschließ ung und Interpretation des Iolaos-Papyrus. Ausgehend von diesem Papyrus soll die Frage erö rtert werden, ob die Satyrica in einer bis dahin nicht zu beweisenden Tradition des Schelmenromans stehen.
[. . .]