Normalerweise lese ich ja eher zauberhafte und wunderbare Fantasy, aber bei Silver Centauri Feline Seele Anja Dannenberg hat mich tatsächlich der düster klingende dystopische Ansatz gereizt. Außerdem liebe ich alle Tiere sehr, weshalb ich natürlich auch gespannt war auf die Dimension der tierethischen Fragen, die hier aufgeworfen werden.
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Zunächst einmal könnte man meinen man hätte es hier mit einer etwas ungewöhnlichen found family-Trope zu tun, doch man wird schnell immer weiter in einen gut konstruierten komplexen Plot hineingezogen. Dazu trägt auch die Erzählstruktur mit Zeitsprüngen und Perspektivenwechseln bei, die der ganzen Geschichte noch mehr Dynamik verleiht. Ich wusste zunächst nicht genau, worauf es hinauslaufen wird, da man nicht versteht, wer die zweite Person ist, aus deren Sicht erzählt wird, aber genau darin, das herauszufinden, bestand dann auch für mich der besondere Reiz der Geschichte. Faith, die Hauptprotagonistin, begibt sich aus Verzweiflung in ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem sie nicht mehr entfliehen kann.
Die Situation um die Tierversuche, die Gefangenschaft der Geschöpfe und die Operationen an ihnen wird so genau beschrieben, dass man die Triggerwarnung auf jeden Fall Ernst nehmen sollte. Dem geheimnisvollen Forschungsinstitut wirft viele Fragen auf und man will, auch wenn es ab und an sehr düster ist, der Wahrheit auf die Spur kommen. Die vielen unerwarteten Wendungen und Verdichtungen der Handlungselemente machen die Geschichte unheimlich spannend. Im Hinterkopf stellt sich dem Leser natürlich immer wieder die ethische Frage, wie weit man bei Tierversuchen gehen darf und wo letztlich die Grenze zwischen Tieren und Menschen bzw. Mutanten ist.
Realistisch, stellenweise auch sehr drastisch wird hier eine düstere Dystopie gezeichnet, deren Welt gut durchdacht ist. Die Charaktere sind emotional sehr nahbar gezeichnet, sodass man sich sofort mit Faith identifizieren kann und deren Empfindungen erfährt. Auch die Hierarchien und Strukturen der Forschung sind gut nachvollziehbar und könnten tatsächlich so angelegt sein, was die Geschichte umso unheimlicher macht. Die ganze Geschichte geht dem Leser wirklich unter die Haut und ist nichts für Fans von seichten Romanen. Ich habe noch lange weiter über die Thematik nachgedacht und freue mich natürlich schon auf Band 2.