Cee Neuderts Kinderbuch Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt nimmt junge Leserinnen und Leser mit auf zauberhafte Ferien im Hinterhof eine bunte, lebensnahe und gleichzeitig warmherzige Geschichte, die die Vielfalt des Zusammenlebens in den Mittelpunkt stellt.
Gemäß dem Titel finden wir eine große Bandbreite an Protagonistinnen und Protagonisten: Menschen mit unterschiedlichen Familienformen, Körpern, Selbstbildern und Lebensstilen. Dabei integriert Neudert viele Figuren, die gängige Klischees aufbrechen und Kindern zeigen, dass Normalität viele Gesichter haben kann. Um alle Themen unterzubringen, ist die Wohnsiedlung sicher nicht repräsentativ, aber das stört nicht.
Die Illustrationen sind farbenfroh, modern und stimmungsvoll nie überladen, sondern genau richtig, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. Auch die Grundidee, Vielfalt in einer einfachen, alltagsnahen Feriengeschichte zu thematisieren, wirkt sympathisch und nahbar.
Die Erzählstimme ist in Ordnung, ich mochte den etwas ätherischen Duktus nicht, aber das ist Geschmackssache. Die einzelnen Audioabschnitte sind teilweise sehr lang unpraktisch, wenn man gestört wird. Eine feinere Unterteilung oder die Möglichkeit zum zurückspulen wäre hier hilfreich. Zudem war die Geschichte für unser vierjähriges Kind noch etwas lang, nach zwei Seiten hat er den Erzählstrang verlassen eine Altersempfehlung ab fünf Jahren wäre passender.
Als erwachsene Mitlesende stößt man sich zudem an der stellenweise sehr plakativen Moral. Kinderbücher, die ihre Botschaften subtiler vermitteln, können manchmal nachhaltiger wirken, da sie zum eigenen Entdecken und Fragen anregen. Aber als tiptoi-Buch muss man es ja wenigstens nicht vorlesen.
Insgesamt ist Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt ist ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das mit sympathischen Figuren, klugen Illustrationen und einer bunten Bestandsaufnahme moderner Lebenswelten überzeugt.