Mit Die Stauffenbergs habe ich mein erstes Buch von Charlotte Roth gelesen und mich in eine Thematik hineingewagt, die brandaktueller nicht sein kann. Niemals hätte ich gedacht, dass sie in meinem Leben oder dem meiner Kinder nochmal eine solche Präsenz erfahren würde.
Intro:
Die Stauffenbergs von Charlotte Roth lag bereits ein wenig auf meinem SuB herum, bis ich es bei einer Sortieraktion in meinen Regalen plötzlich in den Händen hielt und in diesem Moment wusste, dass jetzt mein Herz dafür brennen würde.
Und genau das tat es! In wirklich jeder Hinsicht!
Claus Schenk von Stauffenberg ist vielen sicher als Hitler-Attentäter bekannt, und man weiß um die Hintergründe zu seinem Tod, doch die Wenigsten kannten seine Kindheit und sein Familienleben als liebender Ehemann und Vater von fünf Kindern. Charlotte Roth hat sich dieser Aufgabe angenommen und neben einem historischen Roman auch eine wundervolle Familien-und ganz besondere Liebesgeschichte verfasst, die mir mit den unvergleichlichen Gefühlen zwischen Claus und seiner Nina so dermaßen naheging, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ihr gegenseitiger Respekt und die unübertreffbare Akzeptanz waren beim Lesen extrem beeindruckend. Umso drastischer traf das unumstößliche und dramatische Ende dieser Liebe mitten ins Herz und lässt mich auch Wochen nach dem Lesen noch immer nicht los.
Zur Handlung:
Claus Schenk von Stauffenberg entstammt einem schwäbischen Adelsgeschlecht und ist auf Schloss Lautlingen aufgewachsen. Als er der jungen Nina Freiin von Lerchenfeld, Tochter eines Generalkonsuls, bei einem Tanzabend begegnet, weiß er sofort, dass nur sie seine Ehefrau und die Mutter seiner Kinder werden soll.
Die große Liebe zwischen Nina und Claus ist bedingungslos. Sie ist von tiefem Vertrauen und Akzeptanz geprägt und trotz der familiären und politischen Herausforderungen beständig.
Deutschland ist im Umbruch, die Nationalsozialisten sind auf dem Vormarsch. Claus, der anfänglich den Aufstieg Adolf Hitlers befürwortete, wird als Berufssoldat schrittweise in die diktatorischen Strukturen hineingezogen und erkennt zunehmend dessen wahre Intention. Außer Stande, die Gräueltaten fraglos hinzunehmen oder gar gutzuheißen, entwickelt er sich im Verlauf des zweiten Weltkrieges zu einer der bedeutendsten Figuren des aktiven Widerstands und ist maßgeblich am Attentat gegen Hitler beteiligt.
Die Stauffenbergs" ist keine reine Biografie, sondern ein biografischer Roman. Dies ließ der Autorin kleine dramaturgische Freiheiten.
Die Figuren:
Die Figuren wurden überaus lebendig und authentisch gezeichnet. Bereits kurz nach Beginn der Handlung waren sie für mich charakterlich fühlbar, und ich empfand sie schlussendlich als absolut ausgereift dargestellt.
Die enge Verbundenheit, die Wärme und Zuneigung, die sich durch Ninas und Claus Kindheit und ihr späteres gemeinsames Familienleben zog, war so spürbar und besonders, dass es mich tief berührte und mein Herz ausfüllte.
Claus war der jüngste Spross der Familie und irgendwie besonders. Von zarterer Statur und sensibler als seine Brüder, hat er eine sehr enge Bindung zu seiner Mutter, die er seit frühester Kindheit liebevoll DuLi, Kurzform für Du Liebe, nannte. Claus wusste schon immer ganz genau, was er wollte, und zog das, was er sich vornahm, auch durch. Mit seinem so besonders liebevollen und zugewandten Wesen, das so viel Liebe für seine Mitmenschen empfand, hat er mein Herz gestürmt.
Nina ist als Einzelkind aufgewachsen und war stets selbstbewusst. Nie irgendeine, sondern Die Nina. So hat sie sich in ihrem Leben immer und überall behauptet. Sie war die perfekte Partnerin für Claus. Sie hat ihm stets den Rücken freigehalten, ihn nie in Frage gestellt und war immer an seiner Seite, auch wenn sie viele Wochen und Monate getrennt voneinander waren. Ihre feste und unumstößliche Liebe zu ihm hat mich sehr beeindruckt und bewegt.
Sämtliche Nebenfiguren, hier wäre besonders Claus Mutter Caroline zu erwähnen, wurden mit ebenso viel Hingabe und Akribie ausgearbeitet, damit sie die Handlung mit ihrer Präsens vollends abrunden können.
Der Schreibstil:
Charlotte Roth hat einen wunderschönen Schreibstil. Er ist schön flüssig und leicht zu lesen. Sie verfügt über eine ausgereifte Schreibweise, dessen Erzählform sehr lebendig ist.
Die Handlung ist mit einem jederzeit nachvollziehbaren roten Faden versehen, spannend aufgebaut und absolut bildhaft beschrieben.
Der Autorin ist es grandios gelungen, ihre eindeutig umfangreichen Recherchen zur Historie perfekt mit der freien Romangestaltung zu verknüpfen. Ich fühlte mich nicht nur von der Faktenlage gekonnt in die damalige Zeit mit ihren dramatischen Umbrüchen und entsetzlichen Vorkommnissen versetzt, sondern konnte auch alles emotional hautnah nach- beziehungsweise mitempfinden.
Fazit:
Mit Die Stauffenbergs hat mich Charlotte Roth gänzlich unerwartet und in hohem Maße beeindruckt. Sie hat mir mit Ninas und Claus` Geschichte einen Roman geschenkt, den ich so schnell nicht vergessen werde. Historisch bedeutsam, tief bewegend und menschlich nah, gehört diesem Roman mein ganzes Herz.