"...Und dabei hatte doch eine Frau, die in einer Familie wie der von Caroline Söhne bekam, keine andere Wahl, als es zu ertragen. Familien wie die ihre bekamen Sohne, damit sie dem Kaiser und dem Vaterland dienten. Heldensöhne, Heldenmütter..."Diese Gedanken kamen Caroline von Stauffenberg 1914. Sie wollte keine Heldenmutter sein! Sie hatte schon ein Kind kurz nach der Geburt verloren, Konrad, den Zwillingsbruder von Claus. Glücklicherweise waren die Söhne für den gerade begonnenen Krieg noch zu jung.Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Eingebettet in die gesellschaftliche Entwicklung ist die Liebesgeschichte von Claus von Stauffenberg und seiner Frau Nina, geborene von Lerchenfeld. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er gibt neben den Gedanken der beiden Protagonisten auch die Sorgen von Caroline wieder.Auf einer Gesellschaft im Jahre 1924 bei ihrer Tante lernt die 17jährige Nina Claus von Stauffenberg kennen."...Der Mann sah sie an. Eine Sekunde lang kamen seine Augen ihr blau vor, dann entdeckte sie, dass sie grau waren. Regengrau. Schillernd. Ein Teil von ihr verlor sich in ihnen..."Claus von Stauffenberg hält sich nicht lange bei der Vorrede auf. Er sagt ihr, dass sie für ihn die Mutter seiner Kinder werden solle. Seine eigene Mutter kann sich damit aber lange nicht anfreunden. Als Offizier braucht Claus die Zustimmung der Heeresführung zur Hochzeit. Die sollte neun Jahre auf sich warten lassen.Mittlerweile schreiben wir 1930. Im Hause Stauffenberg ist die politische Lage eineThema. Rudolf, ein Cousin von Claus, sieht die Situation so:"...Den Schreihals werden sie schon nicht zum Kanzler machen, aber wenn er die phlegmatischen Pfeffersäcke an den Parteispitzen ein wenig aufrüttelt, hat er meinen Segen..."Nach der Hochzeit kommt schnell das erste Kind. Die Ehe von Claus und Nina wird ausreichend beschrieben. Claus erweist sich als treusorgender Vater, der jede Möglichkeit nutzt, um mit seinen Kindern zu spielen.Doch dann kommt der Kriegsbeginn. Nina muss damit leben, dass ihr Mann ihr nicht mehr alles sagen darf. Heftiger reagiert seine Mutter Caroline."...Was verstand ein Mann davon, was es kostete, ein Kind in sich wachsen zu lassen, ein Kind zur Welt zu bringen, zwei Kinder gar, von denen eines starb? War die Großmachtsfantasie eines Hitlers das wert?..."Ihre Kinder und Schwiegerkinder machen ihr klar, dass sie mit ihren Äußerungen vorsichtig sein muss, wen sie sich nicht in Teufels Küche bringen will.Nina spürt, wie Claus sich verändert. Er hat Dinge gesehen und erlebt, die er nicht mit seinem Gewissen in Einklang bringen kann. Was zählt mehr: sein Eid auf Hitler oder zu verhindern, dass Deutschland noch mehr Schuld auf sich lädt? Er fällt eine Entscheidung. Nina lässt ihm die Freiheit, zu tun, was er tun muss.Ein Glossar ergänzt die Geschichte.Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin gelingt es, die inneren Kämpfe der Protagonisten wiederzugeben. Damit werden ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Ich möchte mit einem Zitat von Nina schließen, das an seiner Aktualität nichts verloren hat:"...Menschen taugen nicht zum Krieg, dachte sie wie schon einmal vor vielen Jahren. Sie zerbrechen so leicht, und kein Zauber, den wir wirken, kann sie wieder heil machen..."