Britta, die Enkelin und Ich-Erzählerin, wird plötzlich mit der Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter Margit konfrontiert und muss und möchte möglichst schnell eine Lösung, nämlich eine Heimunterbringung organisieren. Britta lebt in Hamburg und ihre Mutter in München und ihre Beziehung ist denkbar schlecht.
Elisabeth, die Großmutter, kommt 1933 mit ihrem Mann vom Land in die Stadt München. Sie wollen fern von der Enge des Dorflebens etwas Neues beginnen. Doch dann kommt Hitler an die Macht und dadurch verändert sich alles.
Margit, die Mutter, kommt 1938 als lang ersehntes Kind zur Welt. In den Wirren des Krieges wird sie jedoch für längere Zeit zu einer Familie aufs Land geschickt und im Sinne des Nationalsozialismus erzogen.
Diese drei Perspektiven, getrennt parallel erzählt, bilden die Grundlage dieses berührenden Buches.
Einfühlsam und ohne Wertung wird die Erkrankung der Mutter beschrieben und auch die Schwierigkeiten im Umgang mit ihr. Für eine Unterbringung ist Geld notwendig.
Zum ersten Mal fragt sich Britta, wieso lebt die Familie in solch einem großen Haus, obwohl sie eigentlich kaum Geld haben. Wieso hat die Mutter es nicht verkauft und weigert sich beharrlich, dieses zu tun? Ganz allmählich nach intensiven Recherchen kommt sie dem Geheimnis auf die Spur und kann die Entfremdung zwischen ihr und ihrer Mutter, aber auch die zwischen Margit und Elisabeth verstehen.
Es gibt ja etliche Familienromane, die das Erleben und die Auswirkungen des Nationalsozialismus beschreiben, aber noch nie habe ich einen gelesen, der das Thema -Wer ist wann unter welchen Umständen an sein Haus gekommen-, anspricht. Ein sehr heißes Thema, das gut in die Debatte um das deutsche Tabu- worüber Familien bis heute nicht sprechen (siehe Spiegel Nr. 19 vom 13.5.2025) passt.
Wieder einmal hat die Autorin von das Fräulein mit dem karierten Koffer ein Buch geschrieben, das ich nicht zur Seite legen konnte, bevor ich es zu Ende gelesen hatte.