Über die jüdisch-europäische Suche nach dem »Anderen« und den Versuch, dem Orient als dem Gegenüber Europas auf Augenhöhe zu begegnen. Im 19. Jahrhundert begann die Wissenschaft des Judentums, nach den eigenen Ursprüngen zu suchen und das Judentum als historisches und wandelbares Phänomen zu verstehen. Die Erforschung des Orients wurde wesentlicher Teil ihrer Arbeit. Der begleitende Katalog zur Ausstellung »Die Morgenländer« zeigt, wie jüdische Gelehrte und Abenteurer die Entwicklung der Islamwissenschaften, der Arabistik und der Orientalistik prägten. Die neuen Orientwissenschaften waren Schauplatz einer jüdischen Suche nach den eigenen Ursprüngen. Diese wissenschaftliche Bewegung war von dem Wunsch getragen, sich aus der diskriminierenden Umklammerung der christlich geprägten Gesellschaft zu befreien, einen eigenständigen Zugang zu den Quellen der eigenen Geschichte und Kultur zu finden - und zugleich aktiv an der europäischen Kultur-, Wissens- und Imperialgeschichte teilzuhaben. Aus dieser Perspektive erscheinen der Islam und die arabische Welt nicht als exotische oder feindliche »Andere«, sondern auch als Ursprung und Resonanzraum europäischer Kultur. Diese Sichtweise stellt gängige Stereotype der Gegenwart produktiv in Frage - sowohl xenophobe Bilder als auch postkoloniale Vereinfachungen.