Der Plot des Romans ist eine Reise, das muss man mögen. Allerdings schade, dass der Text derart viele Fehler enthält.
Hier geht es um eine Flucht bzw. eine Reise durch die Natur, die auch ein paar Geheimnisse offenlegt. Der Roman ist actionreich - für mich persönlich hätte der Fokus mehr auf den Figuren liegen dürfen. Schreibstil: Insgesamt ist der Schreibstil flüssig. Manches war mir zu viel erklärt. Auch ein paar Füllwörter oder Perspektivfehler haben mich angesprungen. Da denke ich, ein Lektorat hätte dem Text durchaus gutgetan, denn das Potenzial war da. Was meinen Lesefluss allerdings deutlich gehemmt hat, waren die wirklich unzähligen Fehler (hauptsächlich Groß- und Kleinschreibung und Kommasetzung, aber auch mal fehlende Leerzeichen, Anführungszeichen oder Satzpunkte). Dass ein paar Fehlerchen im Text verbleiben, ist ja normal, aber hier war ja streckenweise schon fast auf jeder Seite einer. Auch wenn es vorne angegeben ist, kann der Roman kein ernsthaftes Korrektorat gehabt haben, sonst dürfte das in diesem Ausmaß bei weitem nicht passieren (wenn doch müsste der Autor entschieden sein Geld zurückverlangen, weil sie bezahlte Dienstleistung schlicht nicht erfolgt ist!). 3,5 Sterne Charaktere: Die Figuren sind nicht tief ausgearbeitet. Im Kontext und zusammen mit der ohnehin stellenweise distanzierten Erzählweise funktionieren sie aber. 4 Sterne Handlung und Struktur: Der Handlung hat sich für mich etwas gezogen. Es war nun nicht direkt langweilig, aber die Flucht hat mich als Plot einfach nicht so recht interessieren können. Außerdem werden viele Entwicklungen eher zusammenfassend erzählt und nicht szenisch. Letzteres liegt mir in der Regel näher. Was ich positiv fand: Bei vielen Büchern gerate ich mit der Zeit in eine Art Querlesemodus, weil die Handlungsstruktur derart vorhersehbar und ohnehin immer dieselbe ist, dass für mich kaum mehr etwas Interessantes kommt. Das war hier nicht so - ich finde es gut, wenn mal kein ausgetretenes Plotschema abgearbeitet wird. Insgesamt tue ich mich schwer, hier eine sinnvolle Wertung zu finden. Wer Abenteuer und Geheimnisse mag, kommt hier vermutlich auf seine Kosten. Für mich hätte es Verwicklungen zwischen den Charakteren und weniger Reise geben dürfen (was aber wohl dem Konzept nicht entsprochen hätte, denn der Plot ist nun mal die Reise). 3,5 Sterne Tiefgang: Es gibt hier einen Dualismus zwischen der vermeintlich zivilisierten Welt und Völkern, die von ihren technologisch fortgeschritteneren Nachbarn als "Wilde" degradiert werden. Dieser Konflikt ist nicht neu, war hier aber gut (wenn auch nicht umfassend oder komplex) thematisiert. 4 Sterne Worldbuilding: Zum einen ist das Setting europäisches Mittelalter. Das ist vieles konventionell. Zum anderen gibt es aber auch viele andere Einflüsse, die man bei der Ausgestaltung der Kuari bzw. Muún erkennt. Letzteres hat mir gut gefallen. Wir haben es hier jedenfalls nicht mit klassischer Tolkien-Fantasy zu tun. 4,5 Sterne Ich sehe bei diesem Roman unausgeschöpftes Potenzial. Gut gefallen hat mir die Idee mit den Völkern im Kuariland. Es ist aber sehr schade, dass der Text in so schlechtem Zustand ist - mit einem professionellen Lektorat und Korrektorat hätte ich wahrscheinlich deutlich besser bewertet. Ich denke, ich werde den Autor weiter im Auge behalten. Gesamtwertung: 3,9 Sterne, macht gerundet 4 Sterne