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Produktbild: Ruanda 1994 bis heute | Gerd Hankel
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Ruanda 1994 bis heute

Vom Vorhof der Hölle zum Modell für Afrika - Wahrheit und Schein in Ruanda

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Buch (kartoniert)
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2024 jährt sich der Völkermord in Ruanda zum dreißigsten Mal. Gerd Hankel erläutert, wie sich das Land, das als Musterbeispiel für die Aufarbeitung eines Genozids gilt, bis heute entwickelt hat.
Von April bis Juli 1994 wurden in Ruanda Hunderttausende Menschen wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit umgebracht. Auf das Verbrechen folgte ein staatlicher Neuaufbau, der als beispielhaft gilt. Und doch ist die Region bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Der Völkerrechtler Gerd Hankel hat Ruanda und die umliegenden Länder vielfach besucht und die Entwicklung des Landes über zwanzig Jahre hinweg beobachtet und begleitet. In seinem Buch erörtert er nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte Ruandas, sondern auch die tiefgreifenden Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Er beleuchtet die Hintergründe und Interessen, die im Spiel sind, und macht auf diese Weise deutlich, dass Politik und Zynismus oftmals nahe beieinanderliegen. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung Ruandas werfen eine Reihe von Fragen auf, die auch unseren Blick auf Gewalt und Unrecht betreffen. Für die Aktualisierung und Erweiterung seines 2019 zuerst vorgelegten Buchs hat der Autor die Region erneut bereist, um die jüngsten Entwicklungen zu beurteilen. So ist eine Neuausgabe entstanden, die die Geschichte Ruandas bis auf den heutigen Tag fortschreibt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
18. März 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
170
Autor/Autorin
Gerd Hankel
Verlag/Hersteller
Produktart
kartoniert
Gewicht
200 g
Größe (L/B/H)
190/125/13 mm
Sonstiges
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
ISBN
9783987370199

Portrait

Gerd Hankel

Gerd Hankel, Dr. jur. Dipl. -Übersetzer, Jahrgang 1957, studierte in Mainz, Granada und Bremen. Seit 1993 ist er freier Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, seit 1998 wissenschaftlicher Angestellter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Er ist Autor zahlreicher Beiträge zum humanitären Völkerrecht, zum Völkerstrafrecht und zum Völkermord in Ruanda, dessen juristische Aufarbeitung er seit 2002 untersucht. Bei zu Klampen erschienen von ihm »Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird« (2016), »Das Dilemma. Entwicklungshilfe in Afrika. Ein Erfahrungsbericht« (2020), »Putin vor Gericht? « (2022), »Die Gegenwart der Gewalt und die Macht der Aufklärung« (2022) sowie »Ruanda. 1994 bis heute« (2019, 2024).

Pressestimmen

»Ausführlich widmet sich der Autor der Aufarbeitung der Verbrechen. Das macht sein Buch für die Gegenwart so wertvoll. «Süddeutsche Zeitung

»In packender Weise beschreibt Gerd Hankel in diesem Buch ( ) wie in einer Reportage seine Eindrücke, faktenreich, präzise, aber trotzdem nah an den Menschen. «Claudia Bröll in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. April 2024

»Auf Grundlage von eigenen Erfahrungen und Recherchen ermöglicht Ruanda 1994 bis heute eine Darstellung, in der nichtbloß auf den erstaunlichen Aufstieg Ruandas fokussiert wird, sondern auch Herausforderungen und Widersprüchlichkeiten benannt werden. «Centrum für Internationale Entwicklung, Mai 2024

Besprechung vom 06.04.2024

Der Horror der Todesschwadronen
Ein Buch über den Völkermord in Ruanda vor 30 Jahren und die Folgen für das afrikanische Land

Nach dem Tod der Präsidenten von Burundi und Ruanda droht ein Bürgerkrieg" lautete die Überschrift in der F.A.Z. am 8. April 1994. Zwei Tage zuvor war ein Flugzeug mit dem ruandischen Präsidenten Juvenal Habyarimana und seinem burundischen Amtskollegen Cyprien Ntaryamira über Kigali abgeschossen worden. Dass dieses Ereignis zu einer der größten Tragödien in der jüngeren Geschichte führen sollte, war noch nicht zu erahnen. Doch schon einen Tag nach dem Abschuss begann ein rasend schneller Völkermord. In 100 Tagen, zwischen April und Juli, wurden in Ruanda Hunderttausende Menschen auf bestialische Weise umgebracht. Die Opfer waren vor allem Tutsi, die Täter stammten wie der getötete Präsident aus der Bevölkerungsgruppe der Hutu, der mit Abstand größten des Landes. Sie hatte nach der Unabhängigkeit des Landes das Sagen.

An das dunkle Kapitel der Geschichte wird in Ruanda jedes Jahr gedacht. In diesem Jahr, zum 30. Jahrestag des Beginns des Völkermordes, ist die Aufmerksamkeit besonders groß. Die Zeitung "New Times" kündigte hochrangige internationale Besucher an, aus den Vereinigten Staaten wird Bill Clinton mit einer Delegation anreisen. Für Clinton ist es ein schwieriger Besuch, denn die Vereinigten Staaten wie die übrige internationale Gemeinschaft hatten damals nichts unternommen, um den Völkermord effektiv zu stoppen.

"Nicht einmal eine Stunde später waren Straßensperren errichtet und die Todesschwadronen begannen, gezielt Menschen zu ermorden", so beschreibt Gerd Hankel in einer überarbeiteten Neuauflage seines 2019 erschienenen Buchs "Ruanda. 1994 bis heute", wie sich die Ereignisse danach überschlugen. Der deutsche Völkerrechtler hat das Land seit 2002 mehrere Male bereist, hat dort mit Männern, Frauen, Kindern gesprochen, hat die vielen Gedenkstätten besucht, an den jährlichen Trauerfeiern teilgenommen und sich mit Geschichte und Kultur intensiv befasst.

In packender Weise beschreibt er in diesem Buch zunächst wie in einer Reportage seine Eindrücke, faktenreich, präzise, aber trotzdem nah an den Menschen. Das Ausmaß der Gewalt ist bis heute nicht vorstellbar. Doch aus den Schilderungen seiner Gesprächspartner erhält der Leser ein vielschichtiges Bild der Ereignisse, der Angst, der Fassungslosigkeit und die heutige Sicht vieler Menschen in einem Land, das Touristen meist nur wegen der dort lebenden Gorillas besuchen.

30 Jahre später wird Ruandas Genozid häufig holzschnittartig dargestellt, vor allem Szenen aus dem Kinofilm "Hotel Ruanda" dürften viele noch im Gedächtnis haben. Wie komplex die Hintergründe dieses Völkermords gewesen sind, lässt sich erahnen, wenn der Autor etwa gleich zu Beginn des Buches erwähnt, dass auch sehr viele Hutu dem Morden zum Opfer gefallen seien, denn längst nicht alle Hutu seien mit dem Massenmord einverstanden gewesen. In einem späteren Kapitel beschreibt er die Vorgeschichte des Konflikts zwischen den Ethnien, der weit in die Vergangenheit, noch in vorkoloniale Zeiten, zurückreicht. Jahrhundertelang hatte die Tutsi-Minderheit das Sagen, auf die sich später auch die belgische Kolonialmacht stützte. Das verstärkte die Spannungen.

Dem Autor, der zahlreiche Beiträge zum Völkerrecht verfasst hat, geht es in dem Buch jedoch um mehr als die Erinnerung an den Völkermord und die äußerst schwierige juristische Aufarbeitung ("eine verpasste Chance"). Das verrät schon der Untertitel "Vom Vorhof der Hölle zum Modell für Afrika - Wahrheit und Schein in Ruanda". Ruanda wird manchmal mit dem Etikett "die Schweiz Afrikas" versehen, weil die Straßen in der Hauptstadt Kigali pieksauber sind, weil die Verwaltung funktioniert und sich die Menschen kaum über Kriminalität Gedanken machen müssen. International ist das Land ein umworbener Partner in Afrika, ob es um Impfstoffproduktion, UN-Friedensmissionen oder um die mögliche Aufnahme von Asylbewerbern geht.

Hankel spricht von einer "eindrucksvollen Bilanz", blickt aber auch hinter die glatte Fassade des von Präsident Paul Kagame mit harter Hand geführten Staates, erwähnt die Verfolgung von Oppositionellen, schreibt an einer Stelle von einem "beinahe totalitären Zugriff auf die Bevölkerung". Das wirft grundsätzliche Fragen auf wie diejenige, ob wirtschaftliche Entwicklung auch zulasten demokratischer Werte Priorität haben darf oder: "Wie viel Unrecht verträgt der Fortschritt?" Dass die Antwort darauf nicht leicht ist, zeigt die Kapitellänge von 13 Seiten.

Zum Schluss kehrt das zu Debatten anregende Buch zu jenem 6. April zurück. Wer die Täter waren, ist ungeklärt. "Ein Gewirr aus Wahrheit und Lügen" umgebe den Abschuss des Flugzeugs, stellt Hankel fest. Tatsächlich treibe die Frage aber auch niemanden mehr um. Im "neuen Ruanda" nach dem Völkermord hätten die Menschen schlicht andere Sorgen. CLAUDIA BRÖLL

Gerd Hankel: "Ruanda 1994 bis heute.

Vom Vorhof der Hölle zum Modell für Afrika - Wahrheit und Schein in Ruanda". zu Klampen! Verlag, Springe, 180 S.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Bärbel Mielenz am 23.05.2025

Sehr emotional

Mein Fazit: Ich habe vor Jahren den Film" Hotel Ruanda" gesehen und war total entsetzt, sprachlos und unheimlich traurig. Wie können Menschen so grausame Morde verüben, vor allem auch an Frauen und Kindern? Am 6. April 1994 wird der Hutu-Präsident Habyarimana und der burundische Präsident durch den Absturz ihres Flugzeugs getötet. Was folgte, ist ein über 100 Tage andauernder Völkermord an den Tutsi durch Hutu-Milizen. Über 800.000 - 1.000000 Menschen verloren dabei ihr Leben, zum Teil brutal mit Macheten abgeschlachtet. Welch ein Hass , welche Brutalität  Dieses Buch beleuchtet die Ursachen für den Völkermord und das Massaker an unschuldigen Menschen. Der Autor beantwortet Fragen, bezeichnet die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fortschritte im Land, die Zeit des Wiederaufbaus und wie das Zusammenleben heute aussieht. Können Menschen solche Verbrechen verzeihen? Ich denke, die tiefen Narben auf der Seele werden bleiben. Der Autor hat die Geschichte Ruandas super recherchiert, er beschreibt detailliert und ausführlich über die Hintergründe des Krieges. Mit viel Feingefühl führt er den Leser Schritt für Schritt in die Geschichte des Landes  für mich am beeindruckendsten sind seine Reisen an die Orte des Gedenkens, zum Beispiel die Kirche in Ntarama, die Gedenkstätte in Kigali, oder in Murambi  in der 18 Glassärge stehen mit mumifizierten Leichen, Opfer von Massakern. In seinen Schlussbemerkungen erwähnt der Autor das Ausstellen der Leichen in Ruanda im Vergleich, wie es wäre, Leichen aus Gaskammern im Zweiten Weltkrieg auszustellen. Ob das für die Friedenspolitik in Ruanda förderlich ist? Ich glaube nicht. Dieses Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und wer sich für diese Thematik interessiert, sollte es unbedingt lesen.