Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe schon einige Bücher von Hanna Caspian gelesen, ich mag ihre historischen Romane, da man bei deren Lektüre eine Menge lernen kann. Auf den 416 Seiten von Schwestern des brennenden Himmels konnten viele Lücken bzw. gar nicht durchgenommene Themen aus dem Geschichtsunterricht geschlossen werden. Die Autorin bringt dem Lesenden nicht nur einfach die deutsche Geschichte näher, hier zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als sich Stalin, Truman und Churchill in Potsdam trafen, sondern sie verknüpft mit der tatsächlichen historischen (80 Jahre klingt doch noch nicht so lang) Tatsache das Leben von einer oder mehreren Personen, deren Schicksal näher betrachtet wird. In diesem Fall ist das Ann(egret), eine Deutsche, die Mitte der 1930er mit den Eltern geflohen ist und nun, als Erwachsene, für die Briten, den ATS, arbeitet. Ann nutzt die Gelegenheit ihres Dienstaufenthaltes, um nach Familienangehörigen und Freunden zu suchen. Das gestaltet sich schwieriger, als gedacht, denn Berlin und Umgebung sind aufgeteilt, man kann nicht einfach mal so in die einzelnen Sektoren marschieren, auch nicht, wenn man sich mit den Soldaten anfreundet. Hauptaugenmerk ist die Potsdamer Konferenz, die leider bei mir im Geschichtsunterricht unterschlagen wurde und ich mich hier wirklich einlesen musste, um zu verstehen, um was es ging und was das für die Zukunft bedeutet. Die Damen vom ATS betreuen die Wohnsitze der Delegierten, halten alles in Schuss, bekommen auch das eine oder andere mit, was sicher (noch) nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Natürlich sollte man wohl sagen, die deutsche Geschichte hat uns, in Deutschland Lebende, zu interessieren, man sollte informiert sein, das ist richtig. Aber ich muss dennoch gestehen, mit den ganzen Hintergründen fand ich die persönliche Situation von Ann nochmal interessanter, spannender, ich wollte einfach wissen, wie die junge Frau fühlt, lebt, was geht ihr im Kopf rum. Denkt sie an die Arbeit, an die Eltern in London, an die Freunde und Verwandte, die noch in Potsdam sein könnten? Die Suche ist mühselig, Ann bekommt auf kleinen, aber feinen und vor allem, vorsichtigen Wegen, Unterstützung - bei manchen hätte sie gar nicht damit gerechnet und auch ich muss sagen, es gibt Personen im Roman, die sind über sich hinausgewachsen und haben gezeigt, dass und was sie können. Den Ausgang der Konferenz konnte Ann nicht beeinflussen, ihr persönliches Schicksal in jeglicher Richtung schon: Cousine Charlie, Freund Jackson, Informantin Liesel - all diese Leute sind mir ans Herz gewachsen und ich finde, sie bekommen alle das, was sie verdienen. Was genau das ist, müsst ihr nun selbst lesen. Schwestern des brennenden Himmels ist lebendiger Geschichtsunterricht, wo Lernen auch bei ernsten, politischen Themen, Spaß macht, weil es einfach so mitgelesen und aufgesaugt wird. Verknüpft mit einer zarten Liebesgeschichte auf dünnem Eis, da kann man sich doch aus dem harten Thema etwas zurückziehen und fallen lassen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Rückblicke in Anns Kindheit erklären, warum damals so gehandelt wurde, wie die Eltern es für richtig hielten, warum man Deutschland den Rücken kehrte und warum alle Welt die Deutschen nur noch als Monster sahen. Die Eltern selbst bleiben im Buch eher geheimnisvoll und auch das Ende bleibt relativ offen, aber das ist gut so. Ich empfehle das Buch, das ich manches Mal zur Seite legen und erstmal Luft holen musste, um das Gelesene zu verarbeiten, mit 4,5-5 Sternen gerne weiter.