Giraffenmord von J.P. Conrad, das sind 100 Seiten geballter Spaß.
Schon der Titel, das Foto und der Klappentext versprechen Situationskomik, und ich wurde nicht enttäuscht. Ich habe mich königlich amüsiert. Über die Ereignisse, den Schreibstil, die Protagonisten.
Der Tag ihrer Urlaubsrückkehr steht unter keinem guten Stern. Martin und Evelyn sind an diesem Tag vom Pech verfolgt. Das Gepäck ging verloren. Den Haustorschlüssel haben sie vergessen. Glücklicherweise gibt es eine Putzfrau, die zu Hilfe eilt. Endlich im Haus, finden sie im Wohnzimmer einen Unbekannten. Tot auf dem nunmehr blutig besudelten Teppich. Und die größte Sorge von Evelyn: Wie soll ich denn jemals diesen Fleck aus dem Teppich bekommen?
Sätze wie diesen gibt es wie Sand am Meer, herrlich witzige Dialoge, auch böse, bissige Gedanken. Zum Beispiel schaut Martin seiner Frau nach, mit Blick auf den Hintern, und denkt, dass früher alles besser war. In dieser Tonart läuft es weiter. Ich bin aus dem Schmunzeln und Lachen gar nicht mehr rausgekommen. Alle kriegen ihr Fett ab, nicht nur Martins Kommentare und Gedanken sind ätzend und spöttisch.
Denn so nach und nach trudeln die diversen Familienmitglieder ein Bruder, Mutter, Sohn und Schwiegertochter -, eine Person origineller gezeichnet als die andere. Dazu die Deutsch radebrechende Haushaltshilfe, zwei mehr oder weniger überforderte Polizisten. Mit jeder dazu kommenden Person wächst die Konfusion. Es werden Tatmotive und Tatabläufe diskutiert, Streitgespräche geführt und es wird zusehends chaotischer. Am amüsantesten sind die Dialoge, wie die Menschen auf den Ermordeten reagieren, wie wenig schockiert sie sind, ihnen das familieninterne Hick-Hack wichtiger ist. Und die Leiche - die verkommt zur Nebensache. Diese liebe Familie attackiert sich kreuz und quer verbal, bissig, boshaft, lieblos. Sympathiepunkte erzielen sie alle miteinander nicht. Aber sie haben mich bestens unterhalten. Die Lösung überrascht, ist aber nachvollziehbar und, für mich jedenfalls, sehr zufriedenstellend.
Ich habe das Büchlein in einem Sitz ausgelesen und bedauert, wie schnell ich am Ende angelangt war. Gerne möchte ich mehr von diesem Autor lesen. Eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.