Inhaltsangabe:Vor zwölf Jahren hat Olivia zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn Asher fluchtartig Boston verlassen und ist in das kleine Städtchen Adams in New Hampshire zurückgekehrt, um sich der Imkerei zu widmen, die einst ihrem Vater gehörte. Ihre Ehe mit Braden scheiterte an seiner ungezügelten Gewalt ihr gegenüber und es drohte, dass auch der kleine gemeinsame Sohn diese Gewalt erfahren würde, würden sie bei ihm bleiben.Inzwischen ist Asher 18 und in seinem letzten Highschool-Jahr. Er ist Kapitän der Schul-Eishockey-Mannschaft und verliebt in Lily. Lily ist gerade erst mit ihrer Mutter nach Adams gezogen. Nach einen Vorfall zieht sich Lily von Asher zurück und als er ein paar Tage später mit ihr reden möchte, liegt sie tot an der Treppe.Asher ist am Boden zerstört, dennoch muss er zur Polizeiwache und eine Aussage machen. Ein paar Tage später wird er jedoch in Untersuchungshaft genommen. Ihm wird vorsätzlichen Mord an Lily vorgeworfen und er muss sich einem Gerichtsprozess stellen. Niemand mag eine Einschätzung abgeben, wie das enden wird.Im Laufe des Gerichtsprozesses kommen sämtliche Wahrheiten auf den Tisch, auch die, die unangenehm und für Asher unvorteilhaft sind. Hat er Lily wirklich getötet?Mein Fazit:Was für ein wunderbares Buch - was für eine bewegende Geschichte!Jodi Picoult hat zusammen mit Jennifer Finney Boylan, eine Transgender-Aktivistin, die Geschichte von Olivia, Asher und Lily erzählt. Die Erzählperspektive wechselte zwischen Olivia und Lily ab. Lily berichtete hauptsächlich von der Vergangenheit und Olivia von der Gegenwart. Bei beiden Frauen steht Asher im Vordergrund. Als eine großartige Nebengeschichte wurde die Imkerei erwähnt - die Bienen haben eine begleitende Rolle und lockern das ernste Thema durchaus auf.Lily berichtet von ihrem Leidensweg, denn sie fühlte sich immer als Mädchen, wurde jedoch als Junge geboren und von den Eltern Liam getauft. Der Vater konnte damit nur sehr schwer umgehen. Die Mutter versuchte ihr zu helfen und begleitete sie schon früh durch die Hormon-Therapie und später geschlechtsangleichende OP. Als Lily mit ihrer Mutter nach Adams zieht, hat sie die OP bereits hinter sich und organisch ist alles gut verheilt. Die seelischen Wunden jedoch belasten sie enorm. Transmenschen erfahren immer wieder Gewalt und Demütigungen, auch Lily.Olivia begleitet ihren Sohn während der Zeit des Verlustes und des folgenden Gerichtsprozesses. Ihr Bruder Jordan übernimmt die Verteidigung und es gibt allein schon deshalb Konflikte, weil Olivia sich gelegentlich wie eine Helikoptermutter verhält, Asher ist allerdings schon volljährig. Manche Geheimnisse offenbaren sich erst im Laufe des Gerichtsprozesses und Olivia beginnt nur langsam zu verstehen, was wirklich an diesem Nachmittag passiert ist.Ein unachtsamer Augenblick, eine unbedacht geäußerte Text-Nachricht und schon ist das Leben ein völlig anderes. Die Konsequenzen sind verheerend, nachhaltig und unwiederbringlich. Olivia muss sich mit der Geschichte ihres Sohnes auseinandersetzen, der auch seine Geheimnisse vor seiner Mutter hat. Die menschlichen Abgründe tun sich genauso auf wie emotionale Lichtblicke. Wie geht man mit den neugewonnen Erkenntnissen um? Wie kann man für sich und für andere die Welt besser und sicherer machen?Ein schwieriges Thema, das von den beiden Autorinnen glaubwürdig, sensibel und eindringlich behandelt wurde. Es hat mich sehr bewegt zurückgelassen und mir viel Stoff zum Nachdenken geben. Leider wurden bisher keine Bücher von Jennifer Finney Boylan übersetzt, hierzulande ist sie -so scheint es- völlig unbekannt - das finde ich es sehr schade.Fünf Sterne und eine klare Lese-Empfehlung!