Mit Schmerz legt Jón Atli Jónasson den ersten Fall für das ungleiche Ermittler:innenduo Dora und Rado vor, der in der rauen, düsteren Kulisse Islands spielt. Jónasson ist ein vielfach ausgezeichneter Bühnen- und Drehbuchautor und feierte Erfolge mit Filmprojekten wie The Deep sowie der ZDF-Serie The Arctic Circle. Mit seiner Krimireihe etabliert er sich nun auch im Bereich des Nordic Noir und verbindet soziale Themen Islands mit klassischen Spannungsmomenten.
Worum gehts genau?
Im Thingvellir-Nationalpark verschwindet ein Teenager spurlos, und Polizistin Dora, eigentlich nach einer Hirnverletzung nur für Schreibtischarbeit vorgesehen, wird mit dem Fall betraut. An ihrer Seite steht Rado, Sohn serbischer Einwanderer, der sich trotz schwieriger Umstände bei der Polizei behauptet hat. Doch während Dora gegen die eigenen Unsicherheiten kämpft und Rado familiäre Verwicklungen drohen, geraten sie immer tiefer in einen Fall, bei dem die Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Obsession verschwimmen. Schmerz verbindet düstere Naturbeschreibungen, alte Mythen und moderne Kriminalität in einem Island-Krimi.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Hörbuch-Rezensionsexemplar erhalten und mich darauf sehr gefreut, da ich erst kürzlich eine Reise nach Island gemacht hatte und schon begeistert andere Island-Krimis gelesen hatte. Sowohl das atmosphärische Cover als auch die Inhaltsbeschreibung klangen sehr vielversprechend. Leider blieb Schmerz weit hinter meinen Erwartungen zurück. Obwohl ich mehr als drei Stunden also ein gutes Drittel der Hörbuchzeit gehört habe, baute sich keinerlei Spannung auf. Weder war für mich klar, worin der Fall genau bestand, noch wer eigentlich konkret ermittelte.
Der Schreibstil konnte mich ebenso wenig überzeugen: Es wurde oft innerhalb der Kapitel zwischen verschiedenen Perspektiven gewechselt, was zusammen mit der Vielzahl an Charakteren und den für mich schwer zu merkenden isländischen Namen das Zuhören zusätzlich erschwerte. Zudem geschah über weite Strecken schlicht nichts, und wenn doch etwas passierte, wirkte es häufig wenig realistisch. Die Charaktere blieben mir fremd und merkwürdig, sodass ich weder mit ihnen mitfiebern noch Interesse an ihrer Entwicklung aufbauen konnte.
Thema, Schreibstil und Figuren in allen Punkten konnte mich das Buch leider nicht erreichen. Da ich Island-Krimis eigentlich sehr liebe, war die Enttäuschung besonders groß. Trotz der typischen düsteren Atmosphäre fehlte es an Spannung, Nähe zu den Ermittelden und glaubwürdiger Handlung. Schweren Herzens hab ich mich deshalb dazu entschieden, das Buch abzubrechen, was mir sonst sehr selten passiert. Um noch etwas positives zu nennen: Das Cover ist wirklich sehr schön & passt perfekt zum Buch. Auch der Farbschnitt der Printausgabe überzeugt.
Fazit
Trotz hoher Erwartungen und einer atmosphärischen Grundstimmung konnte Schmerz mich in keiner Weise überzeugen. Langeweile, ein distanzierter Stil und fehlende Spannung machten das Hörbuch für mich zu einer echten Geduldsprobe. Deshalb leider Abbruch und nur 1 von 5 Sternen.