"Was die Liebe ersehnt" von Kristina Herzog hat mich tief bewegt und mich von der ersten Seite an in die Atmosphäre der Zeit hineingezogen. Zürich 1934 bildet den Rahmen, doch das Herzstück sind die Menschen, ihre Hoffnungen und ihre Kämpfe.
Besonders beeindruckt hat mich Hannah, die mit unermüdlichem Einsatz ihren Traum von einem eigenen Krankenhaus verwirklicht hat. Gerade in dieser Stärke liegt aber auch ihre Verletzlichkeit, denn über all der Verantwortung gerät das Familienleben ins Wanken. Beim Lesen habe ich gespürt, wie schwer es ist, Berufung und Privatleben in Einklang zu bringen eine Herausforderung, die zeitlos wirkt.
Auch die anderen Figuren sind mit großer Authentizität gezeichnet. Daniel, der sich durch seine Auslandseinsätze in Gefahr bringt, Alma mit ihrer mutigen, lebensverändernden Entscheidung und Lucie, deren Beziehung durch politische Überzeugungen ins Wanken gerät all diese Stränge haben mich zum Nachdenken gebracht und gezeigt, wie vielschichtig menschliche Bindungen sind. Besonders die Spannung zwischen privatem Glück und den Schatten des erstarkenden Nationalsozialismus habe ich beim Lesen als bedrückend und zugleich hochaktuell empfunden.
Sehr berührend fand ich Ariels Geschichte, die zeigt, wie stark die Sehnsucht nach Liebe sein kann, selbst wenn die äußeren Umstände voller Hindernisse sind. Kristina Herzog gelingt es hier meisterhaft, Emotion und historische Realität miteinander zu verweben.
Die Stärke dieses Romans liegt für mich in der Mischung aus feinen Zwischentönen und dramatischen Wendungen. Kleine Gesten, leise Gespräche, aber auch die großen Entscheidungen, die das Leben verändern all das wird mit einem Gefühl für die richtige Balance erzählt. Ich hatte immer wieder den Eindruck, nicht nur eine Geschichte zu lesen, sondern ein Stück Leben mitzuerleben.
"Was die Liebe ersehnt" ist für mich ein Buch, das nicht nur fesselt, sondern auch nachhallt. Es hat mich beim Lesen berührt, bewegt und bereichert und meine Neugier auf die weiteren Teile der Sternberg-Saga noch mehr entfacht. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.