Boxen im amerikanischen Ghetto
Loic Wacquant beschreibt die Kunst des Boxens und ihre sozialen Kontexte im schwarzen Ghetto der South Side von Chicago - aus einer Perspektive, die sich radikal der teilnehmenden Beobachtung verschreibt: Loic Wacquant tauchte während seines Promotionsstudiums an der University of Chicago für mehrere Jahre in die Szene eines lokalen Box-Clubs ein und unterwarf sich der strengen Disziplin der Boxer, die sowohl das Training selbst wie auch das gesamte Leben außerhalb des "Gyms" umfasst. Durch diese "beobachtende Teilnahme" erschloss er die soziale und sinnliche Logik eines Sports, den die meisten nur als mediale Großereignisse von Titelkämpfen kennen.
Loïc Wacquant tauchte für mehrere Jahre in die Szene eines Box-Clubs im schwarzen Ghetto von Chicago ein. Was lediglich einen authentischen Zugang zu den Bewohnern des Ghettos ermöglichen sollte, wurde zu einer Leidenschaft. Drei bis sechs Mal pro Woche trainierte Wacquant mit den Amateuren des »Woodlawn Boys Club« und lernte dadurch nicht nur zu kämpfen, sondern auch zu empfinden und zu denken wie ein Boxer. Packend schildert er in seinen Aufzeichnungen das tägliche Leben im Gym, eine Boxveranstaltung im Ghetto und schließlich die eigene Teilnahme an den »Chicago Golden Gloves«, einem der bedeutendsten Amateur-Turniere der USA. Zugleich bleibt Wacquant immer auch Soziologe, der die analytische Distanz zum Gegenstand seiner Forschung wahrt.