Portugiesisches Schweigen ist der 10. Band der Lissabon-Krimi-Reihe von Luis Sellano aus dem Heyne Verlag.
Lissabon boomt als Tourismusziel und diesen Trend nutzen Investoren, indem sie ältere Häuser zu lukrativen Ferienwohnungen umgebaut haben. In der Folge haben die Einheimischen wegen steigender Mieten Probleme auf dem knappen Wohnungsmarkt, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Kommissarin Gomes macht sich Gedanken als es zu Todesfällen in der Eléctrico kommt, tötet hier jemand, um die Touristen abzuschrecken? Als Helenes Lebensgefährte Henrik Falkner in diese Todesfälle verstrickt wird, ermitteln beide, um den Täter zu stellen.
Im 10. Fall seiner Krimi-Reihe bringt Luis Sellano die Eléctrico 28 als Schauplatz eines Mordes ins Spiel. Die berühmte historische Tram Lissabons ist für Touristen eines der Highlights der Stadt und ständig überfüllt. Bei einer Fahrt ist Henrik Falkner der Sitznachbar des ersten Todesopfers und gerät durch bestimmte Spuren wieder in den Kreis der Verdächtigen. Als es zu einem weiteren Todesfall kommt, erkennt seine Freundin Kommissarin Helena Gomes, dass hier kein Zufall im Spiel ist. Jemand hat es darauf abgesehen, die von vielen Einheimischen unerwünschen Touristen einzuschüchtern.
Die Handlung wird wie gewohnt aus der wechselnden Sicht von Henrik und Helena erzählt. Schnell wird deutlich, dass hier jemand etwas gegen die massenhaft auftretenden Touristen unternehmen will. Die Story wird unterhaltsam erzählt und erscheint eingebettet in das Flair Lissabons. Henrik nutzt häufig die Tram und in diesen Kapiteln wird die Route der Tram, samt Haltestelle, Ziel und Ankunftszeit vorangestellt. Das gefällt mir, denn es vermittelt das Gefühl, selbst mitzufahren.
Die Ermittlungen laufen bis zum Schluss in einem undurchsichtigen Nebel, dabei geraten einige Verdächtige ins Visier Helenas und auch Henrik stellt sich die Frage nach der Verbindung der beiden Toten. Aber noch dringender möchte er heraus finden, warum er sich bei der Fahrt mit dem zweiten Toten an nicht erinnern kann. Welches Ziel hatte er? Liegt das an seinen Medikamenten, dass seine Erinnerung aussetzt und er später wieder kommt?
Diesen Fall habe ich gespannt verfolgt, denn wie in vielen Tourismusgegenden werden in der Alfama alte Häuser gekauft, um sie umzubauen und gewinnbringend als Ferienwohnungen zu vermieten. Die Einheimischen geht günstiger Wohnraum verloren und sie werden aus ihren Vierteln gedrängt. Aber will der Täter mit den Morden wirklich die Touristen aus der Stadt fernhalten?
Die Anzahl an Figuren hat mich sehr gefordert, da wäre ein Personenregister gut gewesen. Dennoch entwickelt sich ein spannendes Spiel mit Verdächtigen, bei dem dieses Mal Helena in Gefahr gerät. Ich habe vor allem die privaten Vorgänge und die Entwicklung der Protagonisten gerne weiter verfolgt. Helena, ihre Tochter und Henrik sind zu einer kleinen Familie zusammen gewachsen und obwohl man es Henrik nie zugetraut hätte, übernimmt er die Aufgaben eines sorgenden Vaters. Die Sorge um seinen Vater treibt ihn um, denn sein Vater benötigt dringend ein Spenderorgan.
Dieser Krimi führt in gewohnter Manier quer durch Lissabons Innenstadt und bringt mit seinem aktuell gehaltenen Fall spannende Lesezeit mit sich!