Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, 0, Universitä t Mü nster (Germanistisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung
'Meister der Sentenzen'1 oder 'Moral-Trompeter von Sä ckingen'2? Bei der Lektü re des 'Wilhelm Tell' fä llt jedem Leser die ungemeine Vielzahl an allgemeinen Weisheiten auf, die Friedrich Schiller in seine Tragö die eingebaut hat. Die sogenannten Sentenzen sollen in dieser Arbeit bezü glich ihrer Funktion und Wirkung innerhalb des Textes und auf das Publikum analysiert werden. Ist 'Wilhelm Tell' ein Meisterstü ck der moralischen Erziehung oder verliert es gerade durch die Fü lle an Sentenzen seine Wirkung? Zunä chst wird eine kurze Definition der hier behandelten literarischen Kleinform vorgestellt und ihr Ursprung erlä utert, wobei schnell der Bezug zur rhetorischen Schule von Schiller gesucht werden soll. Es gilt zu klä ren, warum sich der Autor so besonders stark mit dieser Form der Aussage beschä ftigt hat, an welchen Schriftstellern er sich orientieren konnte und wie er sich die Wirkung des Theaters auf das Publikum vorstellte. Warum eignet sich gerade die Sentenz in Schillers Augen besonders gut, um die beabsichtigte Funktion des Theaters bzw. der Tragö die zu verwirklichen? Im Mittelpunkt der Arbeit steht dann die Funktion der Sentenz selbst. Wie wird sie in den Text eingebaut, wann kommt sie vor, warum taucht sie immer wieder auf und vor allem, welchen Effekt hat sie innerhalb des Stü ckes und auf den Zuschauer? Zum einen soll analysiert werden inwiefern Schiller mit Hilfe der Sentenz einen politischen Kommentar zum Zeitgeschehen abgibt, welches gesellschaftliche Verhalten er fü r richtig hä lt und wie er sich zu Ideen und Folgen der franzö sischen Revolution positioniert. Zum Anderen wird die Wirkung der Sentenzen bezü glich des Charakters des Protagonisten begutachtet. Inwiefern sind die Sentenzen verantwortlich fü r den 'Mythos Tell'? Auß erdem soll geklä rt werden, ob es auch eine strukturelle Funktion von Sentenzen gibt, die lediglich Einfluss auf das Gefü ge des Textes hat ohne inhaltliche Relevanz zu besitzen. Bei der Analyse der einzelnen Sentenzen soll zudem stets darauf geachtet werden, in welchem Umfang sie fü r die Wirkung des Theaters sinnvoll sind und an welchen Stellen sie ü berflü ssig scheinen. Auß erdem wird untersucht, ob die allgemeinen Aussagen wirklich auß erhalb des Textes bestehen kö nnen, bzw. inwiefern sie ihre ursprü ngliche Bedeutung verlieren und dadurch die Aussage der Tragö die verfä lschen kö nnen.