Berührend, intensiv & ehrlich ¿ Birthday hat mich gefesselt wie lange kein Buch mehr. Eine starke Stimme über Identität & erste Liebe. ¿
Ich glaube ich habe noch nie so schnell ein Buch gelesen. Am Montag habe ich voller Erwartungen angefangen und gestern (Freitag) habe ich es beendet. Ich konnte "Birthday" nicht aus der Hand legen, es ging nicht. Nach langer Zeit lag ich sogar Abends noch im Bett und hab bis spät Nachts gelesen, weil ich unbedingt weiter lesen wollte. Lange hatte ich das nicht mehr bei einem Buch.Ähnliche Erlebnisse hatte ich zuletzt mit "Der Pferdeflüsterer", aber erst so ab der Mitte. Bei "Birthday" war ich von Anfang an gefesselt. Die Charaktere, Morgan und Eric waren mir sofort sympathisch und ich wurde auch in der Thematik gleich abgeholt. Bei mir hat es wohl so kommen müssen, dass ich jetzt erst gemerkt habe, wie es innerlich in mir aussieht und nicht bereits in meiner Jugend. In den 90ern waren wir, was Transgender angeht, auch nicht aufgeklärt. Ich hatte es immer so empfunden, dass das Thema möglichst tot geschwiegen wird. Queere Personen, gab es zwar, aber immer nur am Rande. Inzwischen merke ich, wie viele Filme es zu dem Thema bereits in den 70ern und 80ern gab, doch diese ganze Welt wurde vor mir verschlossen.Meine Eltern hatten mir zwar keine Grenzen, was Spielsachen betrifft, gesetzt. Dennoch wurde ich doch eher in meine Rolle gepresst, in die ich geboren wurde. Ich wusste gar nicht, dass es die Option gibt, nicht binär zu sein. Daher kann ich diese Gefühle von Morgan auch total nachvollziehen. Zwar ist Morgan ein Mädchen, gefangen in dem Körper eines Jungen, dennoch ist das Gefühl, dass man irgendwie anders ist, da.Die Ausarbeitung ist großartig, ich denke Meredith Russo hat ihr eigenen Erlebnisse und Gefühle in dem Buch verarbeitet. Meredith, die auch als Junge zur Welt kam und jetzt eine Frau ist, hat in meinen Augen die eigenen Gefühle und Zweifel in Morgan gesteckt und verarbeitet. "Birthday" ist ihr zweiter Roman, ihr Debüt erschien unter dem Namen "Als ich Amanda wurde", das ich mir bereits auch bestellt habe. Wir sind im gleichen alter und ich hab die Jugend von Morgan und Eric total gefühlt. Ich erinnere mich nur zu gut wie damals alles als "schwul" bezeichnet wurde, was man doof fand. Oder man als homosexuell beschimpft wurde, nur weil man das kleine Geschwister an der Hand hat, damit es in der Stadt nicht verloren geht und umgekehrt. Die 90er waren ziemlich verkorkst und das zog sich immer weiter bis heute.Die Bilder, die in meiner Jugend entstanden, sind bis heute nicht entkräftet und daher kann ich das alles nachvollziehen, was Meredith Russo in "Birthday" geschildert hat. Wie Morgan sich gefühlt hat, im falschen Körper festzustecken, wie eine Gefangene in einer einsamen Welt. Zusätzlich hat mir auch gefallen, dass die Gefühle von Eric nicht in den Hintergrund gerückt sind. Lesende bekommen immer im Wechsel beide Seiten geschildert. Und so entsteht auch schon früh eine zarte Intimität zwischen den Beiden. Für mich steckte da ziemlich viel heimliche Romantik dahinter, was mir wirklich sehr gefallen hat. Auch schlug mein Herz selbst immer schneller, wenn die beiden miteinander Sprachen und einen Moment hatten, wo die Luft zwischen ihnen vibrierte und ich dachte, Morgan würde Eric gleich die Wahrheit über ihre Gefühle sagen.Solche Momente hätte ich mir gerne noch mehr gewünscht und auch das Ende war dann etwas zu schnell abgefertigt, aber alles in allem, ist "Birthday" ein unglaublich tolles Buch über Liebe, Jugend, Selbstliebe, Unsicherheit und Akzeptanz.