In einer verständlichen Sprache, keinerlei Vorkenntnisse voraussetzend, breitet Michel Abdollahi aus, warum anti-demokratisches Gedankengut, Verschwörungstheorien und Fake News so viele Anhänger haben und warum die AfD mit ihren Ideen so viel Zustimmung findet. 2013 zunächst als Anti-Europa-Partei gegründet, stellt sie heute, gerade mal 12 Jahre später, die zweitgrößte Fraktion im Deutschen Bundestag. Warum ist das so? In einer immer komplexer werdenden Welt sehnen sich viele nach einfachen Antworten und Erklärungen, haben Angst vor weiteren Veränderungen, sind enttäuscht, möchten den regierenden Alt-Parteien einen Denkzettel verpassen. Das mögen auch die Gründe sein, warum die AfD zuerst in den neuen Bundesländern erfolgreich war: viele ostdeutsche Bürger haben nach 1990 genug von Veränderungen und wünschen sich die Beschaulichkeit der 90er Jahre zurück. Er erläutert auch sehr detailliert, welchen Anteil die Medien an der Entwicklung haben. Einerseits kommen sie ihrem Informationsauftrag nach, andererseits haben sie wirtschaftliche Interessen. Provozierende und populistische Aussagen, die zu Zustimmung oder Widerspruch auffordern, verkaufen und verbreiten sich besser als sachliche Informationen. Außerdem gilt in der deutschen Presse, dass alle Parteien entsprechend ihrer Größe in den Parlamenten zu Wort kommen dürfen. Das ist z. B. In Luxemburg und Wallonien/Belgien nicht so. Dort wird Rechten/Rechtsextremen keine Bühne bereitet, sondern Interviews werden nur zusammengefasst wiedergegeben. Wie es zu dieser Entwicklung kam, und nicht nur bei uns, sondern weltweit, das erläutert Michel Abdollahi in diesem Buch. Gleichzeitig setzt er sich mit dem Umgang mit Zuwanderung in die Bundesrepublik durch die Jahrzehnte auseinander. Warum scheitert Integration? Warum fällt es ethnischen Deutschen so schwer, anzuerkennen, dass die Ethnie der Herkunft nichts über die Staatsbürgerschaft, die Sprachkenntnisse, den Bildungsstand einer Person aussagt? Dass nicht bestimmte Gruppen verantwortlich sind, sondern falsch ausgerichtete Politik, wenn Menschen wirtschaftlich nicht zurechtkommen? Michel Abdollahi war selbst wiederholt von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Ablehnung betroffen. An Stellen, wo er persönlich erlebte Erfahrungen einfließen lässt, wird auch seine Sprache persönlicher in diesem ansonsten sachlich-argumentativ ausgerichteten Buch. Zwar liefert Michel Abdollahi hier keine ganz neuen Erkenntnisse, aber trotzdem habe ich viele neue Details erfahren, die es wert sind, sie weiter zu verfolgen. Ich wünsche diesem Buch von Herzen viele Leser.