2,5 von 5 (aufgewertet)
Als Die Hard Fan der auf das Abstellgleis Slough House verfrachteten Slow Horses habe ich mich sehr auf Down Cemetery Road gefreut, dabei aber leider außer Acht gelassen, dass dies der allererste Roman von Mick Herron war.
Im Vergleich schneidet dieser Reihenauftakt wesentlich schlechter ab, was definitiv dem gesamten Aufbau geschuldet ist. Und wenn wir schon dabei sind, angeblich ermittelt, so man dem Untertitel Glauben schenken kann, Zoë Boehm in Oxford. Leider ist von der besonderen Atmosphäre dieser alten Universitätsstadt genauso wenig zu spüren wie von der Gegenwart der genannten Ermittlerin, die erstmalig im letzten Viertel des Romans aktiv ins Geschehen eingreift.
Der Großteil der Handlung kreist um Sarah Tucker, Teilzeit-Restauratorin und Hausfrau, die mit ihrem ereignislosen Leben höchst unzufrieden ist. Das ändert sich, als bei einer Dinner-Einladung das Nachbarhaus explodiert. Einzig das Kleinkind mit den gelben Gummistiefeln überlebt, wird aber in der offiziellen Berichterstattung nicht mehr erwähnt. Ein Umstand, der nicht nur Sarahs Misstrauen weckt, sondern auch dazu führt, dass sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Verbleib des Kindes herausfinden möchte. Die Behörden geben keine Auskunft, die Nachforschungen des von ihr beauftragten Privatdetektivs führen zu dessen Tod. Und seine Gattin, besagte Zoë Boehm, hat außer flapsigen Bemerkungen auch herzlich wenig zur Klärung beizutragen. Unterstützung erhält Sarah Tucker durch einen vom Tod gezeichneten Ex-Militär, dessen schockierende Informationen Hinweise darauf geben, worum es in diesem Fall eigentlich geht. Und die zahlreichen bösen Buben, die auf der Payroll der Regierung stehen und unmittelbar darauf die Bühne betreten, wollen und sollen mit aller Macht verhindern, dass die Schweinereien der Regierung ans Licht kommen. Auch wenn das die Leben von Unbeteiligten kostet.
Sarah Tucker wirkt unglaubwürdig, ist nervig und agiert planlos, stolpert ohne Sinn und Verstand durch eine Handlung, die sich über weite Strecken im Kreis dreht und mit Nebensächlichkeiten und ständigem Hin und Her künstlich aufgebläht wird. Und das ändert sich auch kaum, als endlich Zoë Boehm, eine zutiefst unsympathische Person, ins Geschehen eingreift. Qualifikation für den Job? Keine. Und der Showdown? Ach ja, da war doch was. Konnte aber auch nicht überzeugen.
Natürlich darf man die Erwartungen bei einem Debüt nicht zu hoch schrauben, wer aber hofft, zumindest ansatzweise eine gut geplottete Story in der Qualität der Slough House-Reihe zu bekommen, wird enttäuscht sein, denn nur in ganz wenigen Passagen blitzt der Herronsche Sarkasmus auf, der diese Reihe so lesenswert macht.