Was für ein Buch! Wer jemals ein Werk von Magritte gesehen und gemocht hat, der wird dieses kleine Meisterwerk lieben. Zugegeben, es ist schon Cosy Crime, aber mit so viel Herz und Seele und Kunstverstand!
Magritte & Georgette ist wie eine Tour durch Brüssel, hinein ins Herz Surrealismus. Mit grandiosen Sätzen für uns Nadine Monfils durch herrliche Milieustudien, die den Kreis um Magritte sofort auferstehen lassen. Die Schilderungen sind so wunderbar, dass die Kneipen und Schauplätze im Handumdrehen lebendig werden.
Ganz feinfühlig zeichnet die Autorin die Marotten und Eigenarten Magrittes nach, sein Zusammenleben mit seiner geliebten Georgette und seinem Hund. Es entsteht ein liebevolles Portrait eines grossen Künstlers, der fest in Brüssel verankert war. Die Recherchearbeit ist bewundernswert, und so ist der Krimi fast ein Biopic. Denn so lebendig, dass ein Film vor dem inneren Auge abläuft, ist das Buch ohnehin.
Die Kriminalfälle sind Liedern von Jacques Brel entlehnt, der zeitgleich in Brüssel lebte. Weil er eine grosse Leidenschaft für Detektivgeschichten und das Rätselhafte hat, beginnt Magritte mit seiner Frau als Assistentin zu ermitteln. Während er die Mordfälle löst, entsteht eine grandiose Innenschau des Surrealisten. Über seine Haltung zur Kunst, sein Umfeld, seine Kleidung, seine Ansichten, seine Vorlieben und das Essen, das er liebte. Immer wieder sind seine Werke eingeflochten, wo möglich mit kleinen Exkursen zur Entstehungsgeschichte. Seine Kindheit ist ebenso Thema wie seine Liebe zu seiner Stadt.
Er galt als Mann, der zwar die Routine verabscheute, in seinem festen Umfeld aber die Ordnung brauchte, um dem Absurden und Traumgleichen, aus dem seine Kunstwerke entstanden, einen festen Rahmen bieten zu können. Er verachtete die Psychoanalyse und weigerte sich, seine Bilder einer Deutung zu unterziehen. Vielmehr glaubte er an die Reflexion und Fähigkeit, des menschlichen Geistes, der große Freigeist.
Wir werden uns unter allen Umständen weigern, etwas zu erklären, was ich jede Erklärung entzieht. Sein Anspruch an die Kunst war die reine Freude, das Wahre, das Schöne, das aus dem Unsagbaren ensteht und sich den Blick auf die Welt aus Kinderaugen bewahren. Und genauso schön ist dieses Buch, gespickt mit lustig-leichten Dialogen und traumschönen Sätze, so blau wie der Himmel bei Matisse.