Ich bin absolut begeistert von diesem ersten Band der Fantasy-Trilogie. Für mich ist diese Geschichte das beste Beispiel für moderne, mitreißende High Fantasy, da in diesem Buch nicht nur eine spannende Geschichte erzählt wird, sondern auch gesellschaftliche Fragen wie (Macht-)Missbrauch thematisiert werden, ohne dass darunter die Handlung leidet. Allerdings bedeutet das auch, dass es nicht immer leicht ist, gewisse Szenen zu lesen, weil man die Ohnmacht der Charaktere nur zu gut nachvollziehen kann.
Auch wenn die Hauptperson ein junger Mann ist, spielen in diesem Buch starke Frauen und ihre Perspektive eine tragende Rolle. Das Buch hebt sich auf diese Weise wohltuend von vielen klassischen Fantasy-Büchern ab, in denen Frauen eher schmückendes Beiwerk sind.
Der Schreibstil spricht mich sehr an, da mit wenigen Worten eine atmosphärisch Dichte Stimmung erzeugt wird. Besonders toll ist, dass alle Charaktere glaubhaft sind, weil sie alle immer mal wieder mehr oder weniger fragwürdige Entscheidungen treffen und auch die "Guten" immer wieder an sich zweifeln. Es ist daher sehr einfach, eine Verbindung zu den Personen aufzubauen und dadurch mitzufiebern, wie es ihnen ergeht. Da außerdem immer wieder Geheimnisse angedeutet aber nicht aufgelöst werden, liest sich das Buch teilweise wie eine Schnitzeljagd. Als Leser spekuliert man ständig, was gewisse Bemerkungen bedeuten könnten, nur um ein paar Kapitel weiter seine Hypothesen wieder über den Haufen werfen zu können. Abgesehen von der spannenden Handlung macht dieses Rätselraten ungeheuren Spaß und sorgt dafür, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.
Auch wenn das Buch stellenweise keine leichte Kost ist, kann ich es nur uneingeschränkt empfehlen und freue mich schon auf die nächsten beiden Bände.