Halbgott 1 hat mich sofort abgeholt. Ich mag Geschichten, in denen Mythos und Gegenwart aufeinanderprallen und genau das gelingt hier: alte Kräfte in moderner Kulisse, Prophezeiungen, die sich leise anbahnen, und eine Atmosphäre, die dicht bleibt, ohne zu überladen. Die Hauptfigur wirkt nahbar und glaubwürdig. Nicht unfehlbar, sondern suchend und gerade dieses Ringen um Identität, Loyalität und Verantwortung gibt der Handlung Tiefe.
Die Welt fühlt sich lebendig an: verlassene Orte, städtische Schatten, kleine Details, die Bilder im Kopf entstehen lassen. Magie wird nicht zerredet, sie ist spürbar mal unterschwellig, mal drängend. Das Tempo pendelt angenehm zwischen Spannung, ruhigen Atempausen und Dialogen, die natürlich klingen und ab und zu mit feinem Witz blitzen. Romantische Untertöne, soweit vorhanden, bleiben dezent und fügen sich stimmig ein.
Ein paar Passagen wirken etwas erklärbetont, und manche Nebenfiguren bleiben eher skizziert beides passt aber zum Auftaktcharakter und lässt Raum für spätere Entwicklungen. Insgesamt überwiegt für mich der Eindruck einer sorgfältig angelegten Welt, die neugierig macht, wohin die Fäden führen.
Unterm Strich ist Halbgott 1 ein überzeugender Start: atmosphärisch, zugänglich, mit einer greifbaren Hauptfigur und genug Geheimnissen, um weiterzulesen. Ein Buch, das mich gut unterhalten und an den richtigen Stellen berührt hat und das die Tür weit aufstößt für alles, was im nächsten Band noch aufflammen könnte.