Tutanchamun, ein altägyptischer König der 18. Dynastie, ein Pharao, um den sich unzählige Legenden ranken - und der bis heute nichts von seinem Status eingebüßt hat. Beinahe wirkt es so, als würde seine Bedeutung stetig größer werden. Mich reizt alles, was mit ihm oder dem alten Land zu tun hat, deswegen musste ich diese Geschichte einfach lesen.Direkt zu Beginn lernen wir Nora, unsere Hauptprotagonistin, und ihre beste Freundin Kat kennen. Während Kat eher das Partygirl mimt, ist Nora ruhiger und mehr in sich gekehrt. Tatsächlich konnte ich sogar einige Parallelen zwischen ihr und mir feststellen: Wir beide sind Winterkinder, Streberinnen und brauchen acht Stunden Schlaf pro Nacht. Es war, als hätte die Autorin mich selbst beschrieben - war witzig!Für ihre Abschlussarbeit haben die Mädels besagten Pharao als Thema gewählt und besuchen in diesem Zuge eine Ausstellung in München. Nora spürt da schon, dass etwas nicht stimmt, als würde eine fremde Macht sie magisch anziehen. Und so ist es dann auch. Schwupps landet sie mitten im geheimnisvollen Ägypten und steht Tutanchamun höchstpersönlich gegenüber. Wie verhält man sich, wenn man plötzlich der Person in die Augen blickt, von der man total besessen ist? Und die seit Ewigkeiten im Jensseits verweilt? Interessante Vorstellung, nicht wahr?Nora ist nicht grundlos durch die Zeit gereist, doch was der Pharao von ihr verlangt, sprengt die Grenzen von Gut und Böse. Jede Entscheidung könnte den Lauf der Geschichte beeinflussen und verändern. Für mich war das der Part, der mich am meisten angefixt hat. Zu erfahren, was die Autorin zum Pharao recherchiert hat (dabei habe ich einiges Neues an Input bekommen) und zu überlegen, was gewesen wäre, wenn ... dies, das und jenes nicht passiert wäre.Was die Entwicklung der Story angeht, war da noch Luft nach oben. Händel spürt, wie sie ihre Leserschaft um den Finger wickeln kann. Manchmal jedoch lässt sie die Zügel zu schnell wieder locker. Auch traf das Ende nicht ganz meinen Geschmack, aber der ist nunmal subjektiv. Andere Leser hatten, wie ich erfahren habe, mehr Freude daran. Und das ist auch gut so!In der Autorin schlummert ein schriftstellerisches Talent, was dazu führt, dass ich sie auf jeden Fall im Auge behalten werde. Sie schreibt klar, pointiert, mit einem leichten Hang zur Dramaturgie. Mir gefällt ihre einfache Sprache und dass sie Nebenstränge unter ihrer Kontrolle behält. Niemand mag ausufernde Sidekicks.Dem Korrektorat ist zwar das eine oder andere Fehlerteufelchen durchgerutscht, glücklicherweise stört das aber nicht den Lesefluss.Dieser Horror-Mystery-Roman fetzt und ist eine coole Unterhaltungslektüre für zwischendurch. Liest sich ratzfatz weg und macht neugierig auf weitere Werke der Autorin.