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Besprechung vom 14.01.2021
Die ganze Bahn in einem Zug
Erst ein Inder, der mit dem Fahrrad nach Schweden fuhr. Dann ein Schwede, der die Welt in einem Rucksack nach Hause brachte. Und jetzt ein Schwede, der den Zug nahm und die Welt mit anderen Augen sah. Macht drei Buchtitel und vielleicht wiederum einen Bestseller. Für sein jüngstes Werk nimmt Per J. Andersson, Mitgründer des Reisemagazins "Vagabond" den Zug. Und schon wird die banale Zugreise zur Tour d'Horizon. Mit Lenin geht es am Ende des Ersten Weltkriegs quer durch Deutschland. In den Schweizer Alpen steigen Thomas Mann und Robert Louis Stevenson zu. Karl Marx wird für Größeres bemüht, den gesellschaftlichen Umbruch, für den die Bahn in Indien Dampf machen sollte. Ein Halt im größten Kopfbahnhof der Welt in Leipzig muss sein. Ein Glas französischen Syrah zum Hühnchen in Madeirasoße im Speisewagen des nostalgischen "Blauen Zuges" von Stockholm nach Göteborg sowieso. Dazu gibt es Zitate von Kant bis Jules Verne sowie Tipps zu Museumsbahnen oder Hochgeschwindigkeitszügen, zu Angeboten für Reisen mit Kindern oder zu Nachtzügen. Kurzum, hier hat einer gründlich recherchiert, wobei auch ein Verzeichnis von Filmen und Büchern entstand, deren Schauplatz der Schienenstrang ist. Entgleist wirkt nur das Eisenbahnmanifest am Schluss: "Die Zeit, der Raum und der Kohlendioxidausstoß sind gestern gestorben." Da wollen wir umgehend die Notbremse ziehen.
ksi
"Vom Schweden, der den Zug nahm und die Welt mit anderen Augen sah" von Per J. Andersson. Verlag C.H.Beck, München 2020. 379 Seiten. Broschiert
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