Das Buch, das die These vom Solidarsystem entzaubert. Die Autorin weist nach: Unser Gesundheitssystem steht auf der Kippe. Seit Jahrzehnten wird es Schritt für Schritt demontiert - und dabei immer teurer. Die Gier nach dem Mammon verdrängt die Sicht auf den Menschen. Ein "Thriller" der besonderen Art! Zitat "Geldmaschine Kassenpatient - ein Thriller der besonderen Art, in den wir alle verwickelt sind. Und den wir mit unseren Kassenbeiträgen auch noch finanzieren!" (Renate Hartwig)
Seit einer Woche quält mich der Gedanke, dass ich zu diesem Buch eine klare und aussagekräftige Rezension schreiben soll. Bis hin zu fürchterlichen Alpträumen, nicht ob unserer Krankenkassen, sondern der Tatsache geschuldet, dass ich einer Autorin nach 6 mühevollen und fleißigen Jahren ganze 2 Sterne vermachen möchte.Im vorliegenden Buch "Der goldene Skalp" mit dem Untertitel "Wie uns die mafiösen Machenschaften der Gesundheitsindustrie das Fell über die Ohren ziehen" beschäftigt sich Renate Hartwig mit unseren Krankenkassen im näheren und weiteren Sinne. Sie klärt den Leser auf über die Abrechnungen der Hausärzte, verfolgt den Weg des Geldes vom Lohnabzug des Versicherten bis in den Geldbeutel des Arztes. Sie gibt uns Einblick in die Diagnose-Kataloge des Arztes und macht klar, warum welchen Menschen eine Behandlung trotz Zahlung regelmäßiger Beiträge vorbehalten wird und wieso generell das frühere Bild des gelassenen und allwissenden Doktors heute mehr als unpassend ist.Das Buch ist sehr leicht und locker zu lesen, die Autorin betont mehrfach, wie verbissen sie um manche geheimen Informationen kämpfen musste und dass alles im Buch mehrfach geprüft und belegbar ist.Sie beschäftigt sich mit der Einführung der neuen Gesundheitskarte, dem Leistungsspektrum der Ärzte und des Pflegepersonals, der Privatisierung von staatlichen Krankenhäusern bis hin zum Wahnsinn der machthungrigen Politiker.Beim Lesen springt dem Leser die Verzweiflung, die Energie und auch Wut der Autorin förmlich entgegen. Allerdings, und das wird auch zunehmend deutlich: Die Subjektivität, mit der die Autorin an die Themen herangeht. Von einem Sachbuch erwarte ich eine sachliche Gegendarstellung von negativen wie positiven Argumenten, schön wären Schaubilder und Tabellen mit Statistiken gewesen, stattdessen reizte mich die Lektüre mehr und mehr zum Lachen.Eine Autorin, die sich seitenweise über den Geiz der Schwaben aufregt, über die Verbrüderung der Bayern unterm Tisch und die nach Hunderten von Seiten feststellt, dass eine Demokratie NICHT gerecht und Gesetze nicht selbstredend liebevoll eingehalten, sondern umgangen werden .... ja, bitte, von welchem Stern, aus welchem Paralleluniversum stammt Frau Renate Hartwig?Sie schwärmt ein ganzes Kapitel über die netten Schweizer, die ich mein Lebtag als arrogant, ausländerfeindlich und den Nationalstolz pflegend, erlebt habe.Fast in jedem Kapitel hätte ich als Veterinärin und Akademikerin gerne Veto eingelegt. Ich finde zwar die Einblicke in die Vorgehensweise der Abrechnung der Ärzte sehr interessant, denke aber, der Aufruf der Autorin nach Nächstenliebe wird sinnlos verhallen. Mit einem so subjektiven Umgang mit -ich sage vorsichtig- Problem, das nicht weltbewegend ist, wird Frau Hartwig zwar Öl in brennende Feuer gießen, aber nichts verändern.Und zu der Frage, warum viele Berliner so emotionslos auf die Reförmchen der Politik reagieren, möchte ich der Autorin zurufen: Weil wir hier andere, grundlegendere Probleme haben, wie beispielsweise nicht mehr zahlbare Mieten, über 20.000 stromlose Haushalte, hohe Verschuldungen trotz Mehrfachjobs und einer grandios ansteigenden Aggressivität.Alles Gute für Sie, Frau Hartwig!
LovelyBooks-BewertungVon LEXIam 04.08.2014
Renate Hartwig bezeichnet dieses Buch als einen ¿Höllenritt durch unser Gesundheitssystem¿. Der Tanz um das ¿Goldene Kalb¿, die Gier nach dem Geld, mit dem ihrer Ansicht nach das System verseucht ist, spielt eine zentrale Rolle in dieser Abhandlung, die zeigt, wie sehr die Kassenpatienten zur Kasse gebeten, dabei aber keine detaillierte Informationen über die Verwendung ihrer Beiträge erhalten. Die Autorin berichtet sehr direkt und anhand vieler Beispiele aus der Berufspraxis von Ärzten, Therapeuten, Pflegern wie auch Patienten und ermuntert ihre Leser, mutig zu sein, aufzustehen und Engagement zu zeigen, zu protestieren. In insgesamt 13 Kapiteln vermittelt sie Einblicke in ihre umfangreichen Rechercheergebnisse. Sie klagt dabei aber nicht nur das Gesundheitssystem an, sondern weist auch auf Patienten hin, die ihrerseits zu ¿Schnäppchenjäger¿ werden, die das Gefühl für den Wert der Dinge und das Bewusstsein dafür verloren haben, dass wir selber ebenso eine Verantwortung für dieses System haben.Dieses Buch war in vielen Bereichen für meine Person ¿Augen öffnend¿, beleuchtet die Situation der Krankenkassen, der Ärzte, der Patienten, warnt davor, den Menschen als Produkt, und Krankheit als Ware zu sehen, und dies über den Wettbewerb marktgerecht zu organisieren. Renate Hartwig beschreibt, mit welcher Raffinesse und welchem Geschick Verschleierungstaktiken aufgehen, wie wenig der Beitragszahler im Grunde tatsächlich über die Hintergründe unseres Gesundheitssystems weiß, und wie Systemfehler passieren können. Sie weist auf die Pharmaindustrie, die Klinikkonzerne, die IT-Industrie und die Beratungswirtschaft hin, die sich ihrerseits um das ¿goldenen Kalb¿ scharen. Sie beschreibt das Gefühl des Ausgeliefertseins angesichts der Erkenntnis, dass Menschen überall im Land dieselben Erfahrungen machten, erzählt von ihren Ängsten, ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass Anerkennung der Leistungen oder Wertschätzung immer unwichtiger werden. Renate Hartwig fordert von den Kassenpatienten mehr Selbstbewusstsein als Hauptfinanzierer dieses Systems, das ihrer Aussage nach bewusst undurchsichtig und intransparent gehalten, verbürokratisiert, überverwaltet und durch unzählige Gesetze eingeengt wird.Ich darf die Lektüre dieses interessanten Buches durchaus als bereichernde Leseerfahrung bezeichnen, jedoch fehlten mir als Einwohnerin eines anderen europäischen Landes einige Wissensinhalte die im Buch thematisierten deutschen Institutionen, deutscher Politiker und die geltenden Gesetze Deutschlands betreffend.Fazit: Eine klare Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für dieses Buch, das einen kritischen Blick aus der Sicht der Kassenpatienten auf das deutsche Gesundheitssystem wirft.
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