Bad Blood von Sarah Hornsley konnte mich als Thriller nicht so fesseln, wie ich es anhand des Klappentextes erwartet hatte, auch wenn der Einstieg mit dem Gerichtssaal und dem neuen Fall zunächst sehr neugierig gemacht hat. Relativ schnell verlagerte sich der Fokus jedoch von der Aufklärung des Mordfalls hin zu den familiären Konflikten, Justines persönlichen Traumata und der komplizierten Vergangenheit der Figuren.
Positiv hervorheben möchte ich den angenehm flüssigen und bildhaften Schreibstil der Autorin, der es leicht gemacht hat, durch die Kapitel zu fliegen. Die kurzen Kapitel und der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sorgen für Abwechslung und Struktur, und auch die düstere Atmosphäre eines Küstenstädtchens ist spürbar und gut eingefangen. Besonders die Einblicke in die Vergangenheit und die Dynamiken innerhalb der Familie empfand ich als interessant, weil sie die Hintergründe der Charaktere greifbarer machen.
Allerdings blieb für mich der Thriller-Aspekt hinter meinen Erwartungen zurück. Spannung und unerwartete Wendungen fehlten an vielen Stellen, wodurch sich der Mittelteil teils gezogen hat und einige Entwicklungen vorhersehbar waren. Auch blieb die eigentliche Ermittlungsarbeit eher im Hintergrund, während das Familiendrama die Handlung dominierte. So wurde das Buch für mich eher zu einem psychologisch geprägten Familiendrama mit Krimielementen, das nicht den konstanten Spannungsbogen eines Thrillers aufgebaut hat.
Die Figuren, allen voran Protagonistin Justine, waren nicht immer leicht zugänglich, was zwar interessant sein kann, aber die emotionale Verbindung erschwerte. Einige Wiederholungen hätten gestrafft werden können, um das Tempo insgesamt zu steigern.
Zusammenfassend ist Bad Blood ein atmosphärischer Roman über familiäre Abgründe, alte Geheimnisse und die Frage, wie sehr die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst.