Besprechung vom 10.12.2020
Die Sache mit dem Nachttopf
Dies ist ein zauberhaftes Buch. In sechs Tableaus wird die Geschichte Hamburgs detailreich, liebevoll und lehrreich dargestellt. Es wimmelt wirklich in diesen Bildern, und in jedem von ihnen gilt es, zwei rothaarige Kinder aufzuspüren, was in der Überfülle nicht immer ganz einfach ist. Sie unternehmen eine Zeitreise, die im Mittelalter beginnt, als Graf Ordulf an der Alster die "Neue Burg" errichten lässt. Drum herum stehen nur ein paar Lehmhütten. Das sieht 1401 schon anders aus. Nun gibt es Backsteinhäuser, es wird Handel getrieben, und irgendwo im Getümmel führt man Klaus Störtebeker zum Richtplatz. Eine Marktfrau stößt mit ihrem Allerwertesten gerade einen Stapel Tonschalen um. Es sind diese Kleinigkeiten, die das Buch so vergnüglich machen. Auch etwa ein sich im Matsch glücklich suhlendes Schwein oder ein aus einem oberen Stockwerk ausgeleerter Nachttopf. Zugleich erfährt man etwas über den Großen Brand im Jahr 1842. Siebzig Jahre später fährt die Straßenbahn am Alsterpavillon vorbei, dann kommt die Queen auf Staatsbesuch. Das war 1965. Natürlich dürfen Hafen und Elbphilharmonie nicht fehlen; hier zieht ein Musiker sein Cello hinter sich her, der Pizzabote verliert, ahnungslos dahinradelnd, seine Pizzas, und am rechten Bildrand ist gerade jemand in einen Hundehaufen getreten. Zum Schluss gibt es einen Ausblick in das Jahr 2045. Da gleicht Hamburg eher einem Garten mit Fahrrädern, Elektroautos und herumschwirrenden Drohnen, die Pakete ausliefern.
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"Hamburg. Früher - Heute - Morgen. Das große Wimmelbuch" von Achim Ahlgrimm und Silke Moritz. Junius Verlag, Hamburg 2020. 14 Seiten, viele Illustrationen. Gebunden
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