Als ich The Book Eaters zum ersten Mal in meinen Händen hielt, wusste ich noch nicht, was ich erwarten konnte. Das Cover hat zwar etwas bedrohliches und passt super zur Geschichte, trotzdem hatte ich nicht erwartet, dass es so kalt und roh werden würde. Auch der Klappentext gibt schon ein paar Hinweise, nichtsdestotrotz habe ich nicht mit dem gerechnet, was auf mich zu kam.
Es ist lange her, dass ich eine Geschichte gelesen habe, die mich so aus der Bahn geworfen hat. Devon mochte ich sehr. Sie ist hart, eine Kämpferin und egal, wie hoffnungslos die Lage aussieht, sie gibt nicht auf. Sie steht im Mittelpunkt der Geschehnisse. Es ist anhand ihrer Vergangenheit, dass wir die kaltherzige Gesellschaft der Buchesser kennenlernen. Eine Gesellschaft geprägt von strengen Regeln, Unterdrückung und emotionale Kälte. Nur ein paar Patriarchen haben das Sagen und alle anderen sollen einfach gehorchen. Das Ganze hat mich sehr wütend gemacht, weil dadurch einfach unglaublich viel Leid verursacht wird.
Die Kapitel, in denen wir mehr über Devons Vergangenheit erfahren werden abgewechselt mit Textstellen aus der Gegenwart. Am Anfang erfährt man nicht so viel. Man weiß, dass Devon mit ihrem Sohn, einen Gedankenfresser auf der Flucht ist, und sie sich einerseits darum kümmern muss, dass er rechtzeitig seine Nahrung bekommt und andererseits, dass die beiden nicht von den Rittern der Buchesserfamilien aufgegriffen werden, weil das würde das Ende das Leben ihres Sohnes und ihr selbst bedeuten.
Die Abwechslung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hat mir super gefallen. Es macht die Geschichte richtig spannend, weil man immer nur Häppchenweise neue Informationen bekommt und jedes Mal wieder ins Staunen gerät. Es gibt einige sehr fiese Wendungen und heftige Szenen. Je mehr ich gelesen habe, desto besser konnte ich mich in Devon hineinversetzen und es hat mir so weh getan, erfahren zu müssen, was ihr angetan worden ist. Ich bewundere sie sehr für ihr Durchhaltevermögen und mochte es, dass sie selbst auch keine Heilige ist. Genau das ist das Stärke an diesem Buch. Es gibt kein absolutes Gut oder absolutes Böse. Alles ist in einem größeren Rahmen eingefangen. Obwohl mich vieles sehr aufgewühlt hat, verstehe ich auch, dass die meisten Personen, so handelten, weil sie der Meinung waren, sie tun das Richtige. Sie stecken so fest in altmodische Traditionen und in einem starren Regelwerk, dass sie es sich nicht mal vorstellen können, auszubrechen oder sich anders zu verhalten. Und wer es trotzdem versucht, so wie Devon, bekommt die ganze Zorn und Verachtung der Familien zu spüren. Es spielt da sehr viel Angst mit, weil die Patriarchen natürlich ihre Stellung nicht verlieren wollen, aber auch die Angst, dass sich etwas Vertrautes ändern könnte.
The Book Eaters erzählt eine tiefschwarze, emotionsgeladene Geschichte über eine starke Frau, die auf schmerzhafte Weise erfahren muss, dass das Leben, dass sie immer für ihr eigenes persönliches Märchen gehalten hat, in Wahrheit einen Albtraum ist und entscheidet, aus Liebe zu ihrer Kinder, eigene Wege zu gehen, um so in eine noch tiefere Hölle zu landen. Mir gefiel dieses Buch außerordentlich gut. Es ist hart, roh, düster und unglaublich emotionsgeladen. Oft saß ich mit offenen Mund da, war einerseits fasziniert von den Buchessern, ihrer Lebensweise und Auffassungen, andererseits total angewidert über das, was sie einander antaten. Die Geschichte ist bis zur letzten Seite unvorhersehbar und hat mich ein paar Mal laut aufschreien lassen. Es ist kein Buch für Leser mit schwachen Nerven und hat mich auch oft ziemlich fertig gemacht, trotzdem hat es mir viele atemberaubende Lesestunden bereitet, die einfach nur dahingeflogen sind. Absolut empfehlenswert!