1943, ein Transport bringt den jungen Gianni Conti aus der Toskana nach Deutschland. Der Transport ist alles andere als ein Zuckerschlecken und nur sein fester Wille, zu Überleben und wieder nach Hause zurückkehren zu können, hält ihn am Leben.
Kaum in Deutschland angekommen, muss er zum Arbeitsdienst in einer Hamburger Fischfabrik. Dabei hasst er Fisch über alles. Doch was will er machen? Wenigstens die Tochter des Besitzers ist nett zu ihm, aber hätten sie überhaupt eine Chance? Immerhin ist er Italiener und sie Deutsche. Zudem wartet zu Hause jemand auf ihn.
1999, die Hamburger Goldschmiedin Julia Matthiesen begibt sich auf Spurensuche. Ihr geliebter Nonno ist erst kürzlich verstorben und hat ihr einen seltsamen Zettel hinterlassen. Um den Notizen auf den Grund zu gehen, fährt Julia in die Heimat ihres Nonnos und findet im beschaulichen Dörfchen Lucignano eine tragische Geschichte, aber auch einen smarten jungen Italiener.
Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Zum einen durfte ich Gianni nach seinem Transport nach Hamburg begleiten, zeitgleich aber auch das Schicksal seiner zurückgelassenen Familie in der Toskana in den Kriegsjahren und während der Resistenza verfolgen.
Die zweite Zeitebene spielt im Jahr 1999, wo ich Julia, die Enkelin von Gianni bei ihrer Spurensuche begleite. Durch die verschiedenen Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln, hatte ich gewissermaßen einen Vorsprung vor Julia und konnte die Zusammenhänge schneller herstellen.
Die Autorin Teresa Simon, das Pseudonym von Brigitte Riebe, zog mich gleich auf den ersten Seiten in einen Lesesog, der mich trotz der verschiedenen Perspektiven fest gefangen hielt. Sehr emotional, authentisch und nicht geschönt beschreibt die Autorin, was sich in Giannis Leben zugetragen hat und lässt dabei auch seine Familie während der Resistenza in den 1940er Jahren nicht aus dem Blick.
Ein wenig Wohlfühlcharakter mit Urlaubsfeeling bekam ich dann durch Julia geliefert, die einen harten Kontrast zu den Kriegsjahren brachte, in dem sie für sich neu die Toskana entdeckte und auf die Suche nach der Familie der beiden Olivenbauern Vito und Gianni machte. Ich spürte deutlich, dass auch die Autorin diese Region sehr liebt, das Flair in Worte gepackt und mit viel Herzblut transportiert, machte es mir schwer, die Schilderungen der Kriegsjahre zu veranschaulichen.
Es ist keine einfache Geschichte, mich hat sie emotional sehr mitgenommen und ich war froh, wenn ich mich bei Julia ein wenig erholen konnte. Doch die beiden Stränge verwuchsen immer mehr miteinander.
Fazit:
Ein spannender Roman, der zum einen die Schönheit der Toskana aufzeigt, das Leben in jener Region und zum anderen ebenso stark die Schrecken jener Kriegsjahre in Hamburg, aber auch in der Toskana abbildet. Ein regelrechtes Leseerlebnis, das berührt und einen so schnell nicht wieder loslässt.