"...Was unsere Väter miteinander zu tun hatten, geht uns nichts an. Verantwortung vererbt sich nicht..."
So einfach, wie Senja sich das vorstellt, ist es aber leider nicht. Das bekommen sie und Henry Jr. bald zu spüren.
Der Autor hat eine spannende Fortsetzung seiner historischen Romanreihe geschrieben. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Wesentliche Fakten aus der Vergangenheit sind geschickt in der Handlung integriert.Was wie eine moderne Version des Dramas um Romeo und Julia beginnt, erweist sich als tiefgründige Erzählung.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er bringt die gesellschaftlichen Probleme auf den Punkt und beleuchtet in vielen Dialogen die komplexen Beziehungen der Protagonisten.
Die Geschichte spielt in Alaska. Im folgenden Zitat schwingt eine Prise Sarkasmus mit.
"...Was hatte man damals im Kongress geätzt, man habe sich den teuersten Eiswürfel der Welt andrehen lassen. Zu Recht hätten die Russen den Standort am Ende der Welt verscherbelt..."
Im Mittelpunkt stehen drei Familien. Das ist zum einen die Familie Wohlgeborn, zu der Henry gehört, zum anderen Senjas Familie namens Hrosenko. Zu Familie Erikson gehört als Mutter Mina, die aus dem Stamme der Tlingit kommt.
Neben den privaten Problemen entwickelt sich auch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung im Ort. Es wird dringend ein neuer Hafen benötigt. Der aber soll genau an der Stelle gebaut werden, wo sich eine heilige Stätte der Tlingit befindet.
"...Vor drei Generationen stand genau an dieser Stelle ein befestigte Siedlung der Tlingit. [] Nun die Pfähle sind so etwas wie ein Stammbaum und erzäeeln davon, zu welchem Clan die Bewohner eines Gemeinschaftshauses gehört haben..."
Die Meinungen prallen hart aufeinander. Ist es richtig, die Angehörigen der Tlingit zu brüskieren? Gibt es nicht vernünftige Alternativen?
Unter den Jugendlichen kommt es derweil zu Intrigen, Verleumdungen und Eifersüchteleien. Die Grenzen sind nicht klar auszumachen. Sie gehen zum Teil mitten durch die Familien.
Gut gefällt mir, wie nicht nur historische Aspekte der Besetzung von Alaska, sondern auch die Sagen und Legenden der Tlingit in das Geschehen integriert werden.
Am Ende bleibt zwar die eine oder andere Frage offen. Das aber deutet auf eine Fortsetzung der Geschichte hin.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Neben den offensichtlichen Zwistigkeiten wird deutlich herausgearbeitet, dass Krieg und Kampf nie die Lösung der Probleme sein können.