In Orïsha war Magie einst allgegenwärtig, bis ein grausames Königshaus sie brutal auslöschte. Nun lebt die junge Zélie Adebola in einer Welt, in der Menschen wie sie unterdrückt werden, weil sie einst magische Kräfte besaßen. Doch ein schicksalhafter Fund lässt Zélie hoffen, dass sie die Magie zurückbringen kann. Gemeinsam mit der Prinzessin Amari stellt sie sich einem unerbittlichen Prinzen und einer Macht, die größer ist als alles, was sie sich je vorgestellt hat. Ihre Reise führt sie durch ein Reich, das an seiner eigenen Angst vor Veränderung zu zerbrechen droht.Tomi Adeyemis Debüt eröffnet die Legacy of Orïsha-Trilogie mit einem Paukenschlag. Von Beginn an spürt man, wie sehr Adeyemi die westafrikanischen Mythen in eine düstere, vielschichtige Fantasy-Welt einbettet. Die Atmosphäre wirkt magisch und doch immer wieder roh, fast schmerzhaft echt, weil sie den Schrecken von Diskriminierung, Gewalt und Machtmissbrauch in eine fantastische Handlung überträgt. Besonders beeindruckt hat mich, wie eng sie reale gesellschaftliche Missstände wie Rassismus, soziale Ungleichheit und Polizeigewalt mit Zélies Kampf um Freiheit verwebt. Die Geschichte entwickelt sich temporeich, an manchen Stellen sogar überhastet, weil eine Szene kaum abgeschlossen ist, bevor die nächste Wendung losbricht. Dennoch fesselt die Dynamik, auch weil Adeyemi ihre Figuren nicht nur zu Helden verklärt, sondern sie mit inneren Widersprüchen ausstattet. Zélie schwankt zwischen Trotz und Selbstzweifel, während Amari ihre Rolle als Prinzessin radikal hinterfragt. Inan dagegen bleibt für mich eine der zwiespältigsten Figuren - seine Loyalität zerrissen zwischen Familie und eigenen Ängsten. Manchmal hätte ich mir jedoch gewünscht, dass ihre Perspektiven weniger redundant wirken; das wiederholte Erzählen derselben Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln bremst den Lesefluss. Der Schreibstil liest sich frisch und bildhaft, manchmal pathetisch, doch nie so, dass er die Figuren überlagert. Die Dialoge treiben die Handlung lebendig voran, auch wenn manche romantischen Momente zu erzwungen scheinen. Trotzdem bleibt Adeyemis Sprache immer nah an ihren Figuren, was ihre Zerrissenheit noch greifbarer macht. In den stilleren Passagen zeigt sich eine poetische Kraft, die in scharfen Kontrasten zu den brutalen Konflikten steht. Besonders stark finde ich, dass das Buch seine politische Ebene nicht versteckt - im Gegenteil: Es schreit förmlich danach, gesehen zu werden, als Spiegel einer Welt, in der Unterdrückung und Gewalt bis heute reale Wunden schlagen. Gerade deshalb hallt Children of Blood and Bone für mich auch nach der letzten Seite noch nach. Es bleibt ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern fordert und rüttelt.Children of Blood and Bone ist für mich ein mutiger erster Teil, der mehr will als nur ein Fantasy-Epos zu sein. Die Welt Orïshas ist farbenfroh, unruhig, gefährlich - und ein perfekter Schauplatz für Figuren, die nicht perfekt sind, sondern an ihren Aufgaben wachsen müssen. Einige dramaturgische Schwächen und der Hang zu Wiederholungen trüben zwar den Lesefluss, doch überwiegt am Ende der Respekt für die kraftvolle Botschaft. Besonders der gesellschaftliche Kommentar verleiht dem Buch eine Tiefe, die in diesem Genre selten so klar ausgesprochen wird. Wer sich auf eine rasante Reise voller Magie und Widerstand einlassen will, wird belohnt. Ich bin gespannt, ob Adeyemi in den Fortsetzungen den Mut findet, die Widersprüche ihrer Welt noch radikaler auszuleuchten.