Besprechung vom 24.05.2020
Gelber Tod Vom Robert-Koch-Institut haben wir ja in den letzten Wochen mehr gehört als je zuvor in unserem Leben. Und gesehen hat man das Gebäude in Berlin-Wedding im Fernsehen auch schon mal, weshalb man sich jetzt sehr anschaulich vorstellen kann, wie ein Showdown vorm und im RKI aussieht. Uwe Laub lässt es dazu kommen, in seinem Pandemie-Thriller "Leben" (Heyne, 384 Seiten, 14,99 Euro), der zwar lange vor Corona begonnen wurde, aber dessen Timing perfekt ist. Das Buch handelt von einer Zoonose, die sich mit brutaler Geschwindigkeit auf der ganzen Erde ausbreitet und Menschen wie Zombies durch die Städte schleichen lässt, weil sie wie im Zeitraffer altern. "Gelber Tod" wird die Krankheit genannt, weil sich die Augen der Befallenen gelblich verfärben. Laub hat gründlich recherchiert und das in einem langen Nachwort auch dokumentiert, so dass bei uns virologischen und naturwissenschaftlichen Laien schnell der Eindruck entsteht, das Szenario sei gerade mal einen winzigen Schritt von einer zukünftigen Wirklichkeit entfernt. Dass diese Beklemmung nicht bis zum Ende anhält, hat damit zu tun, dass Laub nicht gerade Michael Crichton ist und seine Figuren leider doch ziemliche Pappkameraden bleiben. Das RKI, so viel Spoiler darf sein, geht aus der finalen Actionsequenz unbeschädigt hervor.
pek
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