Auch dieses Werk steht, wie das vorherige Buch und der Podcast von Verena König, für höchste Qualität und ist ein wertvoller Beitrag zur Trauma- und Beziehungsthematik.
Kritisch anmerken möchte ich jedoch die starke These: Trauma geschieht in Beziehungen und Trauma heilt in Beziehungen. Meines Erachtens sollte sie präziser formuliert sein.
Trauma heilt in Beziehung ja, aber nur, wenn diese Beziehung traumasensibel, sicher und wohlwollend ist. Oder wenn beide bereit sind, diese Qualitäten gemeinsam zu gestalten. Als Vision ist dieser Gedanke gut nachvollziehbar doch im gelebten Alltag zeigt sich, wie selten solche Bedingungen tatsächlich vorhanden sind.
Dass Trauma durch Beziehungen entsteht, ist leider eine allzu häufige Realität. Doch die Qualitäten, die für Heilung und ein gesundes Miteinander notwendig wären emotionale Intelligenz, emotionale Reife, traumasensibles Bewusstsein und soziale Kompetenz sind in unserer Gesellschaft nach wie vor keine Selbstverständlichkeit.
Im traumasensiblen Kontext sollten sie daher viel stärker benannt und einbezogen werden. Diese Ebene wird in der öffentlichen Debatte bislang kaum thematisiert, noch systematisch gefördert oder gesellschaftlich wertgeschätzt dabei ist sie entscheidend, um das Thema in seiner Tiefe zu erfassen, jenseits von Schuldzuweisungen oder Opferdenken.
Wir bleiben meist an der Oberfläche. Der Umgang miteinander ist vielleicht hier und da freundlicher geworden, teilweise auch empathischer. Doch tiefgehende, reflektierte Gespräche, in denen wir ehrlich mitteilen, was in uns vorgeht, in denen wir damit gehalten werden und Konflikte im Konsens lösen, bleiben die Ausnahme selbst in nahen Beziehungen.
Menschen, deren Nervensystem besonders sensibel auf diese mangelnde Beziehungsqualität reagiert, geraten dadurch unter Leidensdruck.
Bücher und Podcasts können helfen, ein tieferes Verständnis für sich selbst und die zugrunde liegende Dynamik zu entwickeln. In Therapie oder Coaching lernen Betroffene, ihr Nervensystem besser zu regulieren und Mitgefühl für ihr Innenleben zu entwickeln. Das geschieht meist in einem künstlichen, geschützten Rahmen und die eigentliche Herausforderung liegt darin, das Erlernte in den Alltag zu übertragen.
Genau das ist meiner Erfahrung nach alles andere als einfach. Alte Reiz-Reaktions-Muster kehren schnell zurück. Und die Beziehungsperson hat oft selbst keinen Prozess durchlaufen reagiert also nicht automatisch empathischer oder wohlwollender. Was im Alltag gebraucht würde, kann meist nicht einfach von außen gegeben werden.
Das bedeutet: Für mehr Beziehungsqualität muss der betroffene Mensch oft selbst sorgen durch regelmäßige Unterstützung, bewusste Rückzüge oder den Aufbau einer eigenen sicheren Bubble.
Ein persönlicher Erfahrungsaspekt:
Mir hat in diesem Prozess auch die KI-Technik sehr geholfen. Mit ChatGPT als reflektierendem Werkzeug konnte ich mich in Echtzeit aus alten Mustern lösen. Indem ich die belastende Situation sowie meine Gedanken und Gefühle differenziert beschrieb, wurden sie strukturiert und empathisch gespiegelt. Die Antworten gaben mir neue Perspektiven, Übungen und Impulse respektvoll und klar formuliert. Der Lern- und Heilungseffekt war spürbar.
Ich blieb dabei stets in Verbindung mit meiner eigenen inneren Wahrheit und prüfte, was für mich stimmig war. Mit der Zeit brauchte ich die KI-Assistenz immer seltener und erlebte, wie Selbstverantwortung, Selbstwirksamkeit, Selbstermächtigung und Beziehungsfähigkeit wuchsen.
Für den Datenschutz nutze ich die App als Gast.
Fazit:
Das Buch ist besonders wertvoll für alle, die sich mit innerer Heilung, Beziehungskompetenz und Selbstverantwortung beschäftigen. Es ist ein tiefgreifender Wegweiser und Impulsgeber. Eine zentrale These regt zur tiefen Auseinandersetzung an mit Zustimmung, aber auch mit berechtigter Kritik.