Ein phantastisches, genreübergreifendes Steampunk-Abenteuer, das an "Moby Dick" & "Der Schatzplanet" erinnert, aber unübertroffen cozy ist.
In einer Welt, bewohnt von Menschen und - in Ermangelung einer besseren Beschreibung - Tiermenschen (um herauszufinden, wieso diese Beschreibung nahezu pejorativ ist, müsst ihr das Buch allerdings selber lesen), möchte die Aeronautin und Himmelsbiologin Dr. Tracy Kane, nicht viel mehr, als ihre Ruhe und die Möglichkeit Cumulus Mysticeti, einen gigantischen roten Himmelswal, zu erforschen. Natürlich wird ihr das verweigert. Mit einer bunt zusammengewürfelten, ungeplanten und leicht problematischen Crew im Schlepptau, wird sie in ein (Himmels-) Meer aus politischen Intrigen, skrupellosen Piraten und machthungrigen Personen geworfen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem nicht nur das Leben von Cumulus Mysticeti auf dem Spiel steht.Die Geschichte wir in wechselnden Perspektiven erzählt, die einen tieferen Einblick in die Konflikte dieser Welt erlauben. Durch die verschiedenen Perspektiven geht man unvoreingenommener an die Geschichte heran, als das sonst, möglicherweise, der Fall wäre - ist der Mensch doch prädispositioniert, sich gegen alles zu stellen, was "anders" ist, hier dementsprechend, die Arkanier, oder "Animalis", also Tiermenschen.Zwischen ebendiesen zwei Gruppen brodeln, schon seit geraumer Zeit, Konflikte, die der Pirat Magnus Woodleg, nutzt um seinen Einfluss auszubauen. Dieser Arkanier hat selbst Interesse an Cumulus Mysticeti, was einer der Gründe ist, der ihn auf Konfrontationskurs mit Tracy steuert. Er ist ein sehr interessanter Gegenspieler, der mehr zu bieten hat, als die rohe Gewalt, die er gleich zu Anfang, demonstriert. Tracy, die man getrost als reluctant heroine, also widerwillige Heldin, bezeichnen kann, stammt aus gehobenem Hause und ist dementsprechend eloquent. Das trägt zu einem tollen Schreibstil bei, der vielseitig ist und es einem schwer macht das Buch aus der Hand zu legen. Tracys Crew, die zur found family wird, besteht aus vielseitigen Charakteren, die einem einfach ans Herz wachsen müssen. Dazu zählen, unter anderem, eine liebenswürdige Kratzbürste, ein stiller, aber dafür umso aufmerksamerer Beobachter, eine liebevolle "Teammutti" und ein Nesthäkchen, das alle Herzen erobern kann.Zwischen Woodleg und Tracy entbrennt ein Konflikt, der spannend und vielgestaltig ist. Er scheint nicht an den Haaren herbeigezogen, weil es mehr als einen Reibungspunkt gibt, der dazu führt, dass Woodleg Tracy und ihr Crew ins Visier nimmt. Die Geschichte rund um Cumulus Mysticeti erscheint genauso plausibel und das ist einer der Punkte, die das Buch so besonders machen. Die Handlung findet in einer Welt statt, die einige phantastische Elemente zu bieten hat, aber trotzdem fühlt sich alles sehr realistisch und so logisch an, dass man sich ohne Probleme in der Geschichte verlieren kann und man leider irgendwann feststellen muss, dass das Buch zu Ende ist.Tracys Romance Subplot ist ein Love Triangle, ein Trope, der mir eigentlich wenig zusagt, aber hier fand ich ihn, mit seiner Gefühlsachterbahn und den tollen Charakteren, sehr angenehm. Beide Love Interests sind, auf ihre eigene Weise, sympathisch und eigentlich wünscht man sich nur, dass alle drei irgendwie glücklich werden. Tracy war mir von Anfang an sympathisch und ich habe die ganze Zeit über mit ihr mitgefiebert und ihr gewünscht, dass sie einfach eine Frau findet, mit der sie glücklich werden kann.Alles in allem, ist das Buch wunderbar. Es bietet spannende Kämpfe, die Crew der Nebby Dove, die zu einer found family zusammenwächst, eine Prise Romance und eine Fantasy-Welt mit Steampunk-Elementen. Das Ergebnis ist ein cozy Read, der einem nichtsdestotrotz mit Action an die Seiten fesselt und hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich eine Fortsetzung bekommt. Denn obwohl sich das Buch rundum "rund" anfühlt, sprich: in sich geschlossen, gibt es einige Punkte, die in einem hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich erscheinendem Sequel aufgegriffen und vertieft werden könnten.