Verbriefungen sind spätestens seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Sommer 2007 kein Fremdwort mehr, weder für Wirtschaftswissenschaftler noch für die wirtschaftsinteressierte Öffentlichkeit. Ihr häufig negatives Image verdanken Verbriefungen der Komplexität ihrer Transaktionsstrukturen ebenso wie der Komplexität und Intransparenz der einschlägigen Rechnungslegungsvorschriften. Gemeint sind vor allem Vorschriften, die den Bilanzabgang also das Verschwinden von Aktiva und damit auch von Risiken aus der Bilanz des verbriefenden Unternehmens regeln. Sie gelten zu Recht als Mitauslöser der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise und sorgen in der Praxis weiterhin für zahlreiche Zweifelsfragen.
Während ein kritischer Teil dieser Vorschriften, nämlich die Grundsätze der Konsolidierung von Zweckgesellschafen, mit der Verabschiedung von IFRS 10 reformiert wurde, wurde die Überarbeitung der Regelungen des IAS 39 zur Ausbuchung von finanziellen Vermögenswerten vorerst auf Eis gelegt, nachdem ein erster Überarbeitungsversuch des IASB im Jahr 2009 gescheitert war. In dieser Arbeit werden die geltenden Konsolidierungs- und Ausbuchungsvorschriften der IFRS am Beispiel der Verbriefungstransaktionen untersucht. Verbriefungstransaktionen werden dabei nicht nur zum eigentlichen Untersuchungsgegenstand, sondern auch zum Untersuchungsmittel auf dem Weg zur Entwicklung eines eigenen Ausbuchungsansatzes für finanzielle Vermögenswerte. Neben den theoretischen Überlegungen finden auch praktische Erfahrungen des Autors aus seiner mehrjährigen Tätigkeit im Verbriefungsbereich Eingang in die vorliegende Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2. Verbriefungstransaktionen als Untersuchungsobjekt
2.1. Begriffsbestimmung und Systematisierung
2.2. Ausprägungsformen
2.3. Verbriefungstransaktionen als Instrument der Bilanzpolitik
3. Konzeptionelle Grundlagen
3.1. Statische und dynamische Bilanzierung: Asset Liability vs. Revenue Expense Approach
3.2. Vermögenszurechnung im IFRS-Normsystem: Control- vs. Risk and Reward-Ansatz
3.3. Ansatz und Ausbuchung von finanziellen Vermögenswerten
4. Ausbuchungskonzeption des IAS 39/IFRS 9 und IFRS 10
4.1. Bestimmung der Anwendungsebene für die weitere Untersuchung: konsolidierter vs. Einzelabschluss
4.2. Konsolidierung von Verbriefungszweckgesellschaften nach IFRS 10
4.3. Identifikation des Ausbuchungsgegenstands
4.4. Übertragung der vertraglichen Rechte auf die Cashflows am Beispiel des deutschen Zivilrechts
4.5. Durchleitungsvereinbarung zwischen Originator und Zweckgesellschaft
4.6. Übergang der Risiken und Chancen
4.7. Übergang der Verfügungsmacht
4.8. Bilanzbefreiende Wirkung einer Durchleitungsvereinbarung im Konzern
5. Bilanzierung bei Voll-, Teil- und Nichtausbuchung
5.1. Bilanzierung bei Vollausbuchung
5.2. Bilanzierung bei Nichtausbuchung
5.3. Continuing Involvement oder Bilanzierung "eigener Art"
6. Eigener Ausbuchungsansatz
6.1. Vorbemerkung
6.2. Das Konzept der aufgegebenen Kontrolle
7. Thesenförmige Zusammenfassung