In Emotional Female erzählt die Autorin Yumiko Kadota offen und eindrücklich von ihrem Weg durch die Facharztausbildung zur Chirurgin und von ihrem Zusammenbruch. Es ist ein mutiges, sehr persönliches Buch über Überarbeitung, Sexismus, Rassismus und psychische Belastung im australischen Gesundheitssystem. Sie beschreibt dabei nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch ehrlich ihren inneren Kampf mit Leistungsdruck, Erschöpfung und dem Gefühl des Scheiterns.
Die Stärke des Buches liegt meiner Meinung nach in seiner Authentizität. Man spürt, wie viel ihr an diesem Thema liegt. Besonders bewegend sind die Passagen, in denen sie über Einsamkeit, Kontrollverlust und mentale Krisen schreibt. Dass sie den Mut gefunden hat, ihre Erfahrungen öffentlich zu machen, ist sehr beeindruckend und wichtig.
Allerdings bleibt das Buch teilweise sehr auf ihre persönliche Perspektive konzentriert. Das ist nachvollziehbar, aber wer sich vertiefte Einblicke ins australische Gesundheitssystem oder eine breitere gesellschaftliche Einordnung erhofft, wird eher oberflächlich bedient. Auch hätte ich mir stellenweise etwas mehr Struktur gewünscht. Außerdem variiert die Tiefe: Manche Themen sind detailliert beschrieben, andere werden eher gestreift.
Trotzdem finde ich, dass Emotional Female ein sehr eindringliches Buch ist, das ein wichtiges Licht auf Missstände wirft sowohl im medizinischen Bereich als auch im Umgang mit psychischer Gesundheit. Für Leser:innen, die sich für den Alltag im Krankenhaus, mentale Belastung oder strukturelle Ungleichheiten interessieren, auf jeden Fall lesenswert.