Das Buch hat mich schnell gepackt, vor allem durch die Figur Yumiko. Sie wird als kluge, fleißige und sehr pflichtbewusste Ärztin dargestellt. Ihr ständiger Einsatz und ihr hoher Anspruch an sich selbst haben mich beeindruckt, gleichzeitig aber auch nachdenklich gemacht. Man spürt, wie sehr sie unter Druck steht, von außen und vor allem auch durch sich selbst.
Besonders berührt haben mich ihre Begegnungen mit den Patienten. Ihre Fürsorglichkeit, ihre Ruhe, ihre Nähe all das wirkt ehrlich und tief. Es zeigt, wie viel ihr dieser Beruf bedeutet. Umso erschreckender war zu sehen, wie wenig sie dafür zurückbekommt. Statt Anerkennung begegnen ihr Misstrauen, Machtgefälle und strukturelle Kälte.
Trotzdem lässt mich ihre Geschichte etwas zwiegespalten zurück. Yumiko erlebt eine enorme Überlastung, reagiert darauf aber oft mit Rückzug. Sie kämpft viel mit sich selbst, doch eine klare Wendung oder Entwicklung bleibt lange aus. Auch die Reflexion über eigene Anteile an ihrer Lage fehlt stellenweise. Der Text bleibt oft an der Oberfläche und emotional distanziert.
Ich hätte mir auch mehr Stimmen aus ihrem Umfeld gewünscht. Kollegen, Vorgesetzte, andere Perspektiven. So bleibt vieles einseitig. Auch eine stärkere Einordnung der systemischen Missstände hätte dem Buch gutgetan. Vieles bleibt angedeutet, aber nicht konsequent weitergedacht.
Trotz dieser Kritikpunkte hat mich das Buch bewegt. Es wirft wichtige Fragen auf: Wie viel können Einzelne im System leisten? Wann wird Engagement zur Selbstausbeutung? Und wie viel Raum bleibt für Menschlichkeit in einem Beruf, der so stark auf Leistung getrimmt ist?
Yumikos Weg wirkt ehrlich, aber auch traurig. Am Ende wünscht man ihr einfach, dass sie nicht nur funktioniert, sondern wirklich leben kann.