Besprechung vom 02.03.2025
Hinaus ins Freie
Der Frühling naht, die Sehnsucht wächst, wieder im eigenen Garten zu buddeln und zu pflanzen. Wo es besonders gelungen grünt und blüht, zeigt das Buch "Gärten des Jahres 2025".
Von Anne-Christin Sievers
Grau und kalt war es lang genug, nach den Wintermonaten samt Grippe und Jahresanfangsblues sehnen wir uns hinaus: ins Freie und Weite, ins Licht und Grüne, nach draußen an die frische Luft. Und was könnte die Frühlingsstimmung mehr heben als ein Garten, in dem es langsam wächst, sprießt und blüht. Wer noch Inspiration für seine grüne Oase zu Hause braucht, findet sie im Buch "Gärten des Jahres 2025". Es zeigt die 50 schönsten Privatgärten im deutschsprachigen Raum, ausgewählt und prämiert von einer achtköpfigen Jury. Die Autoren Konstanze Neubauer und Stephan Lenzen zeigen darin Sehnsuchtsorte und Freiräume, die doch Schutz und Intimität bieten.
Über den ersten Preis darf sich der Landschaftsarchitekt Burkhard Damm für seinen Entwurf "Was Weite bedeutet" freuen. Der Hausgarten in Krefeld überzeugt durch geschickte Zonierung, klimaresistentes Pflanzkonzept und ökologische Materialien wie Naturstein und Lärchenholz. Ausgehend vom Wohnhaus schaffen mehrere lange Stauden- und Gräserachsen im Wechsel mit Wegen und Rasenstreifen einen fließenden Übergang zur angrenzenden, niederrheinischen Landschaft. Zu den Wiesen hin fällt die Bepflanzung spärlicher aus. So verschmelzen Haus, Garten und Umgebung zur Einheit.
Luftig, leicht und locker kommt der Garten der Planerin Christiane von Burkersroda daher, der das Beisammensein mit Familie und Freunden ins Zentrum seiner Gestaltung rückt. Dafür bietet der von Stauden und Gräsern geprägte Garten südlich von München vielfältige Sitzplätze, Aufenthalts- und Rückzugsräume, ohne kleinteilig zu wirken. Ins Auge sticht die Gartenmauer, gerahmt von Kupfer-Felsenbirnen und Spornblumen, die zugleich als überlange Sitzbank dient, dem Grün Struktur verleiht und zum Verweilen und Quatschen einlädt. Dafür wurde die Planerin von der Jury ebenso ausgezeichnet wie drei weitere, außergewöhnliche Entwürfe.
Einer davon ist der Garten der Designerin Alexandra Lehne, in dem Bauernromantik auf Moderne trifft. Im bayerischen Amerang hat sie ein wildromantisches, buntes Refugium geschaffen. Es steht in Kontrast zum modernen Haus, das in eine uralte Scheune integriert wurde. Die Bepflanzungsplanung mit Lavendel, Echinacea und Verbenen verwandelt den Garten das ganze Jahr über in einen magischen Ort. Um die rustikale Anmutung aufzubrechen, arbeitet Lehne zudem mit Farbkontrasten, etwa Lila mit Orange oder Gelb mit Blau.
Dass sich selbst auf kleiner Fläche eine grüne Großstadtoase schaffen lässt, zeigt Peter Baumgarten vom Büro Begründer. Sein urbaner Garten in Wien wirkt dank der Abstufung verschiedener Räume auf unterschiedlichen Ebenen deutlich größer, als er ist. Die mediterran gestaltete Holzterrasse prägen Gartenküche, großer Esstisch für bis zu zwölf Personen, flexibel nutzbare Bänke sowie eine Holzkonstruktion, die elegant Funktionales wie Kühlschrank, Elektrik und Pooltechnik verbirgt. Mediterrane Pflanzen wie zwei mehrstämmige Seidenbäume, Rosmarinsträucher und Palmlilie runden das Bild ab und lassen Urlaubsflair aufkommen.
Den Traum vom Rückzugsort auf dem Land hat Cornelia König von Meißner Gartengestaltung wahr gemacht. Auf dem Grundstück am Ortsrand von Wedemark in Niedersachsen lässt sie das niederdeutsche, traditionell aus Klinker und Fachwerk erstellte Hallenhaus mit der Umgebung verschmelzen. Die überbordenden Staudenbeete und Gräser bilden einen Übergang zum alten Baumbestand außerhalb des Geländes. Zudem umrahmen sie den naturnahen Teich, der mit Schwanenblumen, Lanzen-Hechtkraut und winterharten Seerosen bepflanzt ist und sich von der Terrasse aus betrachten lässt. Nachhaltige Materialien wie Trockenmauern aus gebrauchten Ziegelsteinen, Wege und Terrassen aus alten Granitplatten fügen sich harmonisch in die Gestaltung ein. Zusammen mit altem Fachwerkhaus, Hühnergehege und großem Gemüsegarten ergibt sich ein Ensemble wie aus einem Guss, das Ruhe und Erholung ausstrahlt.
Das Buch "Gärten des Jahres 2025 - Die 50 schönsten Privatgärten" von Stephan Lenzen und Konstanze Neubauer ist kürzlich im Callwey Verlag, München, erschienen.
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