GELESEN: Johannes Mario Simmel Gott schützt die Liebenden
Erschienen 1957
251 Seiten
Dieses Buch habe ich erstmals am 27.11.1977 ausgelesen. Er ist der 7 Roman des Schriftstellers nach Mich wundert, dass ich so fröhlich bin, Das geheime Brot, Der Mörder trinkt keine Milch, Man lebt nur zweimal, Ich gestehe alles und Der Hochstapler. Immer, wenn er Kuchen aß.
Eine Frau, ein Mann, Berlin 1956. Eine Liebe, eine große Liebe, die abrupt endet. Ermittlungen beginnen, und der Mann muss feststellen, dass er von der Frau, die er bald heiraten wollte, eigentlich gar nichts weiß. Was er zu wissen glaubte, entsprach nicht den Tatsachen. Ihr Leben war ein ganz anderes. Mit jedem neuen Tag erfährt er mehr. Abgründe tun sich auf.
Paul Holler muss beruflich immer wieder für einige Zeit ins Ausland, was ihn und die Frau, die er liebt und die er bald heiraten möchte, immer wieder schwere Abschiede bereitet. Sibylle Loredo lebt in einer Wohnung nahe dem Flughafen Tempelhof, die im Minutentakt überflogen wird. Irgendwie hat sie sich daran gewöhnt, ebenso wie Paul, den sie, wenn er wieder abfliegen muss, zum Flughafen begleitet. Sie ist es dann, die in eine Taxe steigt und zurückfährt. Dieses Mal muss Paul nach Rio. Er schickt nach der langen Anreise sofort ein Telegramm. Als er 10 Tage später zurückkehrt, ist Sibylle verschwunden. Paul durchsucht die ganze Wohnung auf einen Hinweis, aber er findet nichts, und so beginnt er neben der Polizei seine eigenen Ermittlungen. Er befragt zuerst den Barbesitzer Robert, den sie beide kannten. Robert hat sich im Krieg im Ausland aufgehalten, sonst hätte er wohl als Jude nicht überlebt. Er berichtet Paul, dass dieser bei seinen Recherchen viel über Sibylle erfahren wird, was nicht schön ist. Davon soll er sich aber keinesfalls irritieren lassen, denn Sibylle, so weiß Robert, war ein guter Mensch.
Daran kann Robert nicht mehr glauben, als er auf Petra Wend trifft, die ihm in einer Villa begegnet, in die man ihn bestellt hat. Neben ihr trifft er auf einen Toten. Wieder beginnt die Polizei mit ihren Ermittlungen. Alles hängt irgendwie zusammen. Petra beginnt zu erzählen aus einer Zeit in Rom, als Sibylle Loredo sich Viktoria Brunswick nannte.
Sibylle taucht wieder auf, und Robert gelingt es in einer recht aufregenden Aktion, diese aus Österreich wegzubekommen und hoch oben in den bayerischen Bergen zu verstecken. Um keinen Verdacht zu erregen, geht er nach Österreich zurück. Er möchte falsche Papiere für Sibylle besorgen. Wieder trifft er auf Petra Wend, die es versteht, Paul auf ihre Seite zu ziehen. Auch ihre Erzählungen gehen an der Wahrheit vorbei.
Mit diesem schmalen Roman hat J.M.S. eine überaus spannende Geschichte geschrieben. Man möchte rasch wissen, ob alles nicht doch zu unwahr war, wie es schien, oder ob dies, was man zwischendurch erfährt, der Wahrheit entspricht, oder nochmal ganz anders war.
J.M.S. konnte schreiben! Der Mann verstand sein Handwerk und kann mit seinen Romanen Jahrzehnte nach deren Erstveröffentlichung bestens unterhalten. Man sollte noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren und neu auflegen. Dies wäre ein Wunsch an die Verlage.