Tragisch-komische Geschichte eines Japaners mit amerikanischem Vater, der diesen in Amerika aufspüren will.
In Japan zeitlebens als Mischling verachtet, will der 20jährige Hiro Tanaka nun seinen amerikanischen Vater suchen. Zu diesem Zweck heuert er auf einem Frachter als Matrose an, um dann vor der Küste von Georgia heimlich von Bord zu springen und an Land zu schwimmen. Sein Gepäck besteht aus einem Rettungsring und gut wasserdicht verpackt ein Foto seines Vaters, ein paar Dollar und sein Lieblingsbuch "Der Weg des Samurai" von Yukio Mishima. Soweit der Plan, der dann auch tatsächlich klappt. Halbtot erreicht er das gelobte Land. Was Hiro jedoch nicht weiß, er ist auf einer vorgelagerten Insel gelandet, die außer von einigen Schwarzen und rassistischen Weißen nur von einer Gruppe Künstlern bewohnt ist. Ein Missverständnis, das zu einem Unglück führt, in dessen Folge eine gnadenlose Jagd auf den jungen Japaner beginnt. Nicht nur die Bewohner der Insel, auch die Einwanderungsbehörde ist hinter ihm her. Kurze Zeit findet er bei Ruth, einer Schriftstellerin der Künstlerkolonie, Zuflucht, bis er wieder von den Hunden seiner Häscher in die Sümpfe getrieben wird ... T. C. Boyle, geb. 1948 in Peekskill, New York, ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Seine Eltern waren Alkoholiker, was seine Kindheit und Jugend maßgeblich bestimmte. Er galt als Herumtreiber und schaffte nur knapp den High-School-Abschluss. Danach studierte er Englisch und Geschichte, schloss 1968 mit dem Bachelor of Arts ab, begann zu schreiben und unterrichtete parallel dazu als Lehrer an der High School. 1977 nahm er an der University of Iowa das Studium wieder auf und erwarb einen Doktorgrad. Sein Mentor war John Irving. Seit 1978 lehrte er an der University of Southern California, seit 1986 als ordentlicher Professor. Boyle schrieb über 100 Kurzgeschichten und etwa 21 Romane, die alle erfolgreich waren und in vielen Sprachen übersetzt wurden. Seit 1974 ist der Autor verheiratet, hat drei Kinder und lebt seit 1994 mit seiner Familie in Montecito bei Santa Barbara in Kalifornien, in einem Holzhaus. "Der Samurai von Savannah"(im amerikanischen Original "East is East" aus dem Jahr 1990)wurde 1992 von Werner Richter ins Deutsche übersetzt und ist im Carl Hanser Verlag München erschienen.T. C. Boylehat hier einen rasanten Abenteuerroman geschrieben, der die Konfrontation zweier total unterschiedlicher Kulturen zur Grundlage hat. Es gelang ihm dabei ausgezeichnet, das Klischee vom gelobten Land Amerika ironisch hervorzuheben und die kulturellen Missverständnisse in tragisch-komischer Weise zu beschreiben. Statt des erhofften freundlichen Empfangs begegnet Hiro nur Hass und Misstrauen gegen alles andersartige, das in gnadenloser Verfolgung gipfelt. Köstlich auch, wie Boyle in einem zweiten Erzählstrang die Künstler der Künstlerkolonie aufs Korn nimmt, allen voran Ruth, mit der Hiro zeitweise nicht nur das Essen, sondern auch das Bett teilen darf. Die Gegenüberstellung des exzessiven Lebens der Künstler mit Hiros Überlebenskampf in den Sümpfen zeigt eindrucksvoll, welch brillanter Erzähler Boyle tatsächlich ist. Das Ende ist tragisch und schockierend, passt aber ausgezeichnet zu Hiros erträumten Leben eines Samurai. Fazit:Großartiger, spannender Abenteuerroman - kann ich nur empfehlen!