Buchinhalt: Schlesien, 1928: Nach dem Tod des Vaters muss der Komponist Laurenz den elterlichen Hof übernehmen. Mit seiner Frau Annemarie und den beiden Töchtern Kathi und Franzi findet Laurenz auch als Bauer sein Glück und die beiden Kinder wachsen auf dem elterlichen Hof auf. Während Kathi mathematisch hochbegabt ist, leidet Franzi an einer seltenen Krankheit und kann nicht sprechen. Als die Nationalsozialisten im Deutschen Reich die Macht übernehmen, scheint auch die dörfliche Idylle, in der die schlesische Familie lebt, zusehends betroffen. Denn Kathi gerät in den Fokus der Behörden, als sie einen Mathematikwettbewerb gewinnt und auch Annemarie hütet ein großes Geheimnis....Persönlicher Eindruck:Hanni Münzer erzählt im ersten Band ihrerHeimat-Dilogievom Leben einer schlesischen Bauersfamilie. Das Leben auf dem Land, das Aufwachsen der beiden Kinder und die politischen Gegebenheiten, die Ende der 1920er Jahre zweifelsohne einen Umbruch in der Geschichte des Deutschen Reiches bringen, sind allesamt Thema dieses spannenden und mitreißenden Romans.Im Mittelpunkt stehen letztendlich die beiden Töchter der Sadlers, Kathi und Franzi. Kathi ist schon seit früher Kindheit ein Wunderkind - sie interessiert sich für komplexe Zusammenhänge, liebt Mathematik und Physik. Ihre kleine Schwester Franz hingehen leidet an einer seltenen Krankheit, weshalb sie auch nie sprechen lernt und sich mit Kathi lediglich durch Summen verständigt. Zudem scheint Kathi auch geistig etwas zurückgeblieben, wird aber dennoch von allen geliebt und wächst scheinbar glücklich und unbeschwert auf dem elterlichen Hof auf. Die Erzählung ist eingängig, der Schreibstil sehr mitreißend und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Figuren sind mit Tiefe und Profil angelegt und man kann sich ein gutes Bild machen von diesem Stück Deutschland, das so sehr mit Polen verbunden war.Gut gefallen hat mir Dorota, die polnische Haushälterin der Sadlers. Sie ist ein mütterlicher Charakter für de Familie und für die beiden Kinder der Mittelpunkt ihrer Kindheit. Im Laufe der Handlung schwingt der Roman ein bisschen ins Übersinnliche um, denn Dorota hat das "zweite Gesicht" und öfter Visionen, die ihr die Zukunft verschiedener Personen voraussagen. Wenn ich ehrlich bin fand ich diese "Zufälle" etwas zu sehr konstruiert. Ebenso die Tatsache, dass die Nationalsozialisten - nach allem, was man inzwischen über sie weiß - sich so rein gar nicht für die behinderte Franzi interessieren und eine kurze Rückmeldung an den Bürgermeister genügt, um sie aus dem Fadenkreuz zu bringen. Auch die Kommunikation von Franzi mttels Summen halte ich für unrealistisch - vor allem, dass dann auch nur Kathi diese Art der "Verständigung" verstehen soll und "übersetzen" muss. In meinen Augen schon sehr an den Haaren herbeigezogen, mit Verlaub. Ein bisschen zu viel Fantasy und Hokuspokus.....Die über allem stehende Antagonistin der Familie ist die Frau eben dieses Bürgermeisters, eine überzeugte Nationalsozialistin und ein Biest wie es im Buche steht. Gerade deshalb wundert mich umso mehr, dass die Familie ihre jüngere Tochter bei sich behalten darf.Kindheit und Jugend der beiden Mädchen sind sehr gut und unterhaltend geschildert, kleine und große Tragödien wechseln ab mit glücklichen Sommern, der Freundschaft zu anderen Kindern und auch zu Tieren, so hier der Hofhund oder ein zahmer Rehbock, den Kathi mit der Flasche aufzieht.Gegen Ende des Romans kommt dann Annemaries Geheimnis aus ihrer Vergangenheit zum Tragen und die beiden Mädchen geraten in den Fokus der Roten Armee, was letztendlich in einem Cliffhanger zum zweiten Band überleitet. Jedenfalls bin ich sehr gespannt, wie die Geschichte weiter geht und kann hier trotz einiger Kritikpunkte eine Leseempfehlung aussprechen für alle, die historische Romane aus der Zeit der Weltkriege mögen und mehr über Schlesien uund seine Bewohner erfahren möchten.