William Pinkerton, Sohn des berühmten Gründers der Pinkerton Detektei, sucht 1885 in London nach der Betrügerin Charlotte Reckitt. Gleichzeitig ist Adam Foole auf dem Weg zu ihr, beide verbindet eine gemeinsame kriminelle Vergangenheit. Da findet man einen abgetrennten Frauenkopf in der Themse und die Jagd nach dem Mörder beginnt.Der Klappentext hörte sich so spannend an und der Roman versprach mit 900 Seiten einen opulenten und eleganten Krimi. Leider hat mich das Buch, das viel eher historischer Roman und Vater-Sohn-Geschichte ist, aber enttäuscht, es war stellenweise doch sehr zäh. Die Konfrontation des aus den USA stammenden und bürgerkriegserfahrenen Pinkerton mit den Herren von Scotland Yard ist lesenswert, ebenso wie die Episoden aus dem Bürgerkrieg oder die aus der Londoner Unterwelt. Diese Passagen habe ich nahezu atemlos gelesen. Der Autor scheut kein Blut und keinen Dreck. Vielfach wurde bemängelt, dass die Geschichte von den zahlreichen Rückblenden arg zerstückelt wird. Das ist sicherlich richtig, aber die Rückblicke sind auch wichtig, um die Charaktere zu verstehen. Schritt um Schritt kommen wir ihnen näher. Allerdings ist das alles einfach viel zu viel und die Geschichte verläuft sich in Einzelheiten und Details. Verschiedene Lebensläufe werden akribisch ausgeleuchtet und zersetzen und lähmen die Handlung irgendwie. Etwa als wenn man von Hamburg nach München fährt und der Zug macht ständig einen Umweg über Berlin. Der Autor hat es verstanden, die jeweilige Atmosphäre sehr gut darzustellen, man ist als Leser jeweils mitten im Geschehen, aber die Figuren sind mir nicht nahe gekommen. Die Kernhandlung war mir dann auch trotz der 900 Seiten zu dünn. Am Ende habe ich mich gefragt, ob das wirklich alles war.Ein historischer (Kriminal-)Roman, der stellenweise zu fesseln vermag und eine großartige Atmosphäre vermittelt. Er war mir aber um einiges zu lang, zu ausschweifend und daher zu zäh.